Berlin (dpa/tmn) – In vielen Branchen sind die Chancen, eine Stelle zu finden, so gut wie lange nicht mehr. Gesucht werden aber in erster Linie qualifizierte Arbeitnehmer.
Für Geringqualifizierte seien die Aussichten zwar ebenfalls besser geworden, insgesamt aber immer noch nicht gut, sagte Volker Treier vom Deutschen Industrie- und Handwerkskammertag (DIHK) in Berlin. Deshalb sollten Arbeitnehmer jede Chance auf Weiterbildung nutzen. Die Perspektiven seien umso besser, je qualifizierter die Arbeitnehmer sind. Der DIHK hat die Ergebnisse einer Befragung unter 20 000 Unternehmen vorgestellt, nach der in Deutschland 400 000 Fachkräfte gesucht werden.
Das gilt vor allem für Branchen wie den Maschinenbau, die Elektrotechnik oder die Metallerzeugung. Keinen erkennbaren Mangel gebe es dagegen zum Beispiel in der Immobilienwirtschaft, der Verlagsbranche, im Tourismus oder in der Medien- und Filmwirtschaft. Dort sei die Nachfrage sogar spürbar kleiner als die Zahl der Stellensuchenden. Schulabgänger und Berufsanfänger sollten das im Hinterkopf haben. Die Branchen, in denen derzeit Fachkräfte gesucht werden, dürften auch in den kommenden Jahren gute Aussichten bieten, sagte Treier.
Es sei nicht mit dem «Schweinezyklus»-Effekt zu rechnen, nach dem eine akute große Nachfrage an Fachkräften später ein entsprechendes Überangebot provoziert. Es sei vielmehr davon auszugehen, dass wegen der demografischen Entwicklung die Nachfrage nach Fachkräften nicht nachlässt. Den Mangel an qualifizierten Arbeitnehmern gebe es nicht nur nur bei Hochschulabsolventen, sondern auch im Handwerk oder im produzierenden Gewerbe. Branchenübergreifend sei es wichtig, sich immer wieder weiterzubilden, sagte Treier, der beim DIHK in der Abteilung Berufliche Bildung tätig ist.
«Arbeitnehmer sollten diese Chance nutzen», sagte Treier. Es gebe nach wie vor einen Anteil von 25 bis 30 Prozent notorischer Weiterbildungsabstinenzler unter den deutschen Arbeitnehmern. Dabei sei der Zusammenhang zwischen Qualifikation und Berufschancen offensichtlich: Mehr als 40 Prozent der Arbeitslosen seien Geringqualifizierte, sagte Treier.
Von den insgesamt besseren Aussichten aufgrund des Mangels an Fachkräften können auch Ältere profitieren: Die Quote der Beschäftigten über 55 Jahren sei bereits deutlich gestiegen, sagte Treier. Und diese Entwicklung habe sich noch einmal beschleunigt. «Ältere werden immer mehr gebraucht.» Ihre Chancen, eine Stelle und auch für sie attraktive Arbeitsbedingungen zu finden, haben sich nach Einschätzung des DIHK spürbar verbessert.