Hamburg/Köln (dpa/tmn) – Auch bei Bewerbungen heißt es immer häufiger: «Film ab!» Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse bekommen durch ein zusätzliches Video, auf dem sich der Bewerber kurz vorstellt, eine persönliche Note.
Allerdings kommt es auf die Position und die Branche an. «Überall dort, wo Charisma und Ausdrucksfähigkeit gefragt sind, kommt ein Video gut an», sagt die Personalberaterin Ina Rogge aus Hürth bei Köln. Bei der Jobsuche geht es nicht zuletzt darum, sich von der Masse abzuheben. «Personaler versuchen, die Nadel im Heuhaufen zu finden», erklärt Rogge. Eine Videobewerbung zeigt nicht nur, wie viel Mühe sich ein Bewerber macht, sondern vermittelt dem Arbeitgeber schon einen ersten persönlichen Eindruck. «Ein Lachen, die Stimme oder die Mimik machen die Wesenszüge erkennbar. Und die spielen bei der Besetzung von Stellen oft auch eine Rolle», meint Rogge.
Gerade in kommunikativen Jobs, im Marketing, im Vertrieb oder dort, wo direkte Kundenkontakte stattfinden, können Charisma und Ausstrahlung nach Einschätzung der Beraterin einen nicht perfekten Lebenslauf ausgleichen. Es gibt Software, mit der die Bewerbungsvideos mit Hilfe einer Web-Cam in Eigenregie hergestellt werden können. «Allerdings ist eine Kamera erbarmungslos», meint Bettina Angerer, Kommunikationstrainerin aus Hamburg. «Sie stellt dar, was da ist. Nur wer mit der Kamera wirklich umgehen kann, sollte daher selber loslegen.»
Viele Personalberater bieten eine professionelle Produktion mit Kameramann, Stylistin und vorhergehendem Training an. Um die 200 Euro kostet solch eine Produktion. Das Video bekommt der Bewerber auf DVD sowie auf eine Internetseite geladen. Bei der Bewerbung gibt man dann einfach nur den Link an. «Nicht länger als zwei Minuten sollte solch ein Video lang sein, sonst hat ein Personaler keine Zeit sich das anzuschauen», meint Angerer. Die gängigsten Video-Formate seien Quicktime oder Realtime.
«Dabei sollte man auf dem Video nicht den Lebenslauf runterrattern», warnt Angerer. Im Vorfeld sollten Bewerber sich anhand einiger Fragen überlegen, was den potenziellen Arbeitgeber im Hinblick auf die offene Stelle interessiert. Ein guter Bekannter sollte im Hintergrund die Fragen stellen. «Das hat den Vorteil, dass man bei der Beantwortung nicht starr in die Kamera schaut, sondern locker wie bei einem echten Gespräch rüberkommt», sagt Rogge.
Wie im echten Vorstellungsgespräch, sollte man sich nicht hektisch bewegen und angemessen gekleidet sein. «Man darf nichts vorspielen, sondern muss bei der Wahrheit bleiben und diese anschaulich und selbstbewusst darstellen», betont Bettina Angerer.
Wichtig ist, dass das Video nie die restlichen Bewerbungsunterlagen ersetzen kann. Lebenslauf, Anschreiben und Zeugnisse bleiben unabdingbar. «Kommunikative, extrovertierte Typen können anhand von Videos ihre Kreativität ausdrücken», sagt Sascha Theisen von der Jobbörse Stepstone in Düsseldorf. «Aber filmische Qualität ersetzt noch lange nicht die fachlichen Qualifikationen für den Job.»