Umweltschutz lernen mit “Hummelglück” und “Schmetterlingsgruß”

Vorsichtig lässt Charlotta die Pflanzensamen durch ihre Hand auf die frisch geharkte Erde rieseln.

Aus ihnen sollen in wenigen Wochen Hummelglück und Schmetterlingsgruß werden, die das Blumen- und Kräuterbeet in der Kindertagesstätte in Hamburg-Fuhlsbüttel bunt leuchten lassen sollen. Ich freue mich drauf, wenn bald das erste Grüne kommt, sagt die Sechsjährige. Doch für die Kinder entsteht hier nicht nur ein einfaches Blumenbeet, sondern ein Insektenhotel.

Und wenn die ersten Hummeln und Käfer zu Besuch kommen, sollen die kleinen Gärtner auf spielerische Art die Natur als Lebensraum für Groß und Klein, für Tier und Mensch begreifen. Die zum Verein Kinderwelt Hamburg gehörende Kita ist eine von mittlerweile 104 norddeutschen Tagesstätten, die sich an der Bildungsinitiative Kita21 – Die Zukunftsgestalter beteiligen.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt 2008 von der Hamburger Stiftung Safe Our Future (S.O.F.) mit dem Ziel, den Kleinen einen verantwortungsbewussten Umgang mit der Umwelt zu vermitteln. Aber nicht durch das theoretische Erlernen von Grundsätzen und Prinzipien. Die Neugier der Kinder für ihr Lebensumfeld soll durch Ausprobieren und Experimentieren geweckt werden.

Blick in fremde Kulturen durch Kochen

Der Erfolg des Konzepts spiegelt sich in hellem Kinderlachen wider. Es kommt von Charlotta, als ihre gleichaltrige Freundin Annabella ihr ohne Scheu eine Schar Kellerasseln zeigt, die munter über ihre Hände krabbeln. Sie entdeckte die Tierchen im Gemüsebeet, das neben dem künftigen Insektenhotel angelegt wurde. Hier können die ein bis sechs Jahre alten Kita-Kinder bald Radieschen und Kohlrabi ernten.

Die Ernte käme dann vom Beet auch direkt auf den Teller. In der Küche der Tagesstätte wird zusammen mit Kindergärtnerin Sonja Löffler regelmäßig gekocht. Auch Gerichte aus fremden Ländern und Kulturen bereiten die Kinder selbst zu. Heute zum Beispiel hat die Mama des fünfjährigen Mohammed ein Rezept aus ihrer Heimat, der Türkei, mitgebracht. Teig wird dabei mit Schafskäse vermischt und dann im Ofen aufgebacken. Das kannte ich vorher gar nicht, schmeckt aber lecker, findet der kleine Kilian.

Spielzeug für Afrika

Er weiß aber auch, dass nicht alle Menschen genug zu Essen haben. Weil sie zu arm sind und weil sich nicht überall auf der Welt so einfach Radieschen und Kohlrabi anpflanzen lassen, wie auf dem Kita-Beet. In Afrika sei das zum Beispiel so, sagt der Fünfjährige und freut sich über das Lob, welches er für sein Wissen bekommt. Er weiß auch von der Konferenz der mehr als 100 Staats- und Regierungschefs auf der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro. Die Rio-Konferenz soll sich ab Mittwoch (20. Juni) mit den Problemen durch Erderwärmung, Ressourcenrückgang und Überbevölkerung befassen.

Für Kilian ist die Lösung ganz einfach: Wir müssen Essen und Spielzeug nach Afrika schicken. Für Sonja Löffler ist das eine neue Anregung, die sie vielleicht mit den Kindern umsetzen wird – eine Spielzeugsammlung für Afrika. Die 40-Jährige hat noch unzählige Ideen für ihre Kleinen und für das Kita21-Projekt im Kopf. Denn nach dem ersten Jahr der Tagesstätte als Teil der Bildungsinitiative soll es auf jeden Fall weitergehen. Weil jeder Schritt zu einem umweltbewussteren Handeln wichtig sei, sagt sie. Auch wenn es die kleinen Schritte eines Kindergartenkindes sind.