Schüler im Osten stärker in den Naturwissenschaften

Eine Studie legt die naturwissenschaftlichen und mathematischen Kompetenzen ostdeutscher Schüler offen. Besonders Sachsen, Sachen-Anhalt und Thüringen liegen in den Wertungen weit vorne.

Erstmalig wurden die Neuntklässler aller Bundesländer auf ihre naturwissenschaftlichen Kenntnisse hin getestet. Das Institut für Qualitätssicherung im Bildungswesen an der Berliner Humboldt-Universität berücksichtigte hierbei mehr als 1.300 Schulen und 44.000 Schüler aller Schulformen. Es galt herauszufinden, ob die Jugendlichen am Ende des Schuljahres die Zielvorgaben der Kultusministerkonferenz erfüllen. Im Jahr 2009 standen bereits die sprachlichen Leistungen der Schüler auf dem Prüfstand. Die Fähigkeiten der Primarstufe wurden 2012 dokumentiert.

Das Ergebnis der aktuellen Untersuchung bescheinigt den Schülern der neuen Bundesländer in den Fächern Physik, Chemie, Biologie und Mathematik einen eindeutigen Vorsprung gegenüber ihren westlichen Mitschülern. Nahezu in jedem ostdeutschen Bundesland überzeugten die Schüler mit Bestwerten. Von den alten Bundesländern liegen lediglich Bayern und Rheinland-Pfalz durchgängig über dem Bundesdurchschnitt. In Einzelfällen erreichen dies auch Schleswig-Holstein und Niedersachsen.

Die Ergebnisse im Einzelnen

In Bayern, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sind im Bereich Mathematik besonders große Kompetenzen vorhanden. Darüber hinaus weisen Neuntklässler in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen herausragende Leistungen in allen drei Naturwissenschaften auf. Bayern und Rheinland-Pfalz können in zwei naturwissenschaftlichen Fächern überdurchschnittliche Ergebnisse präsentieren.

44 Prozent aller Schüler erfüllen bereits ein Jahr vor dem Abschluss die vorgegebenen Standards des Mittleren Schulabschlusses. 75 Prozent der Neuntklässler entsprechen in ihren naturwissenschaftlichen und mathematischen Kenntnissen dem Niveau des Hauptschulabschlusses. Das bundesweit positive Resultat errechnet sich wiederum aus den überdurchschnittlichen Leistungen der Gymnasiasten aus Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Anzahl der Gymnasialschüler übte bei der Untersuchung allerdings keinen Einfluss auf die Untersuchung aus.

Gründe des ostdeutschen Vorsprungs

Der auffällige Befund über den ostdeutschen Vorsprung bezüglich der geprüften Fächer fällt mit der schulischen Positionierung der ehemaligen DDR zusammen. Die Naturwissenschaften besaßen hier einen höheren Stellenwert als im Westen, was sich noch heute in ostdeutschen Stundenplänen widerspiegelt.

Auch hält die Studie fest, dass sich die Leistungen zwischen Kindern aus bildungsfernen und -nahen Schichten stark voneinander unterscheiden. Ebenso gibt es erhebliche Bildungsdifferenzen zwischen Kindern aus Zuwanderungsfamilien und solchen ohne Migrationshintergrund.

Da westdeutsche Schulen in vielen Fällen eine weit höhere Quote an Schülern mit Zuwanderungshintergrund unterrichten, fiel das Ergebnis der Studie für die alten Bundesländer entsprechend negativ aus. Experten aus der Bildung raten bereits seit Längerem von Bundeslandvergleichen ab. Stattdessen sei es sinnvoller, Regionen mit ähnlichen sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten gegenüberzustellen.