Zu viele Akademiker in Deutschland?

Eine Umfrage des Deutschen Hochschulverbandes hat ergeben, dass die steigende Zahl von Studenten problematisch bewertet wird. Doch der Arbeitsmarkt sucht vermehrt Hochschulabsolventen.

Schon seit längerem diskutieren Wirtschaftsvertreter und Wissenschaftler über die steigende Anzahl von Studenten. Die Meinung, es würde zu viel studiert, ist bei vielen Professoren und Berufsverbänden vorhanden. Nun hat der Deutsche Hochschulverband auf seiner Internetseite eine Abstimmung zu dem Thema durchgeführt. Das Ergebnis ist eindeutig.

So sind nahezu 90 Prozent der Befragten der Ansicht, der sogenannte „Akademisierungswahn“ müsse gestoppt werden. Eine Gefahr sieht man in den ungenügenden Fähigkeiten und der Interessenlosigkeit, mit denen viele junge Leute neuerdings ihr Studium begännen. Professoren machten bereits seit mehreren Semestern diese Erfahrung. Die Angst vor einem qualitativen Verfall des Studiums sei berechtigt. Zudem verdränge die anhaltende Akademisierung bestimmter Berufsfelder die duale Ausbildung.

Duale Ausbildung gefährdet

Vor allem viele Wirtschaftsverbände bemängeln den Trend zum vermehrten Studieren. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) erklärt, auf fast jeden Auszubildenden käme ein Student. Und das, obwohl zahlreiche Hochschulabsolventen nicht zwangsläufig besseren Aussichten auf eine Beschäftigung besäßen. Laut dem arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) gab es vor 10 Jahren eine Akademikerlücke, die inzwischen vollkommen ausgefüllt sei. Stattdessen drohten nun Defizite in der praktischen Ausbildung.

Der Metallarbeitgeber Südwestmetall in Baden-Württemberg hält jedoch dagegen. Die Befürchtung vor einer zu großen Anzahl Akademiker habe sich bereits in der Vergangenheit wiederholt als gegenstandslos erwiesen. Zudem hätten die Hochschulen ihr neues Lehrangebot an den Bedarf des Arbeitsmarktes angepasst. Mittels dem dualen Studium könne der Student in Theorie und Praxis gleichermaßen ausgebildet werden.

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit hält die Aussagen bezüglich einem Übergewicht von Studenten ebenfalls für fragwürdig. So sei es unter anderem der demografische Wandel, der den Mangel an Auszubildenden wie Akademikern gleichermaßen beträfe. Des Weiteren würde der Hochschulabsolvent in der Wirtschaft verstärkt gesucht, so dass sich jeder fehlende Student negativ auf dem Markt auswirken würde.