Arbeitnehmer: Berechtigte Ansprüche wahrnehmen

München (dpa/tmn) – Wirtschaftlich schwierige Zeiten machen es für Arbeitnehmer schwerer, mit ihren Anliegen beim Chef Gehör zu finden. Es bringe aber nichts, in vorauseilendem Gehorsam auf berechtigte Ansprüche zu verzichten.

Das sagt Karin von Schumann, die in München als Business-Coach arbeitet. Auch wenn das abschreckt und möglicherweise unangenehm ist, lohne es sich, das Gespräch mit dem Vorgesetzten zu suchen. Wer es dabei allerdings am nötigen Fingerspitzengefühl fehlen lässt, vermasselt es mit großer Wahrscheinlichkeit.

«Am besten man fragt den Vorgesetzten, wann er Zeit für ein Gespräch hat», riet die Diplom-Psychologin. «Zwischen Tür und Angel geht das jedenfalls nicht.» Hat es mit dem Termin geklappt, sollte nicht lange um den heißen Brei herumgeredet werden, sonst wird unnötig Zeit vergeudet – und der Zeitrahmen ist in der Regel ohnehin eng. «Besser ist, sofort zur Sache zu kommen», sagte von Schumann, «und beispielsweise gleich zu sagen, dass man Urlaub nehmen möchte. Zum Punkt kommen ist das A und O.» Das kann auch deshalb wichtig sein, weil dem Betreffenden andernfalls im Lauf des Gesprächs womöglich der Mut verloren geht, sein Anliegen noch vorzutragen.    

Entscheidend sei, gute Argumente für die eigene Position zu bringen, aber nicht zu viele auf einmal. «Es ist besser, zwei sehr gute auszuwählen», sagte von Schumann. Wer in den Urlaub möchte, obwohl die Abteilung dann dünn besetzt ist, kann zum Beispiel einwerfen, dass er seine Abwesenheit gut vorbereitet habe und für diese Zeit alles Wichtige schon organisiert sei. «Und man sollte nicht zu viel Konjunktiv benutzen, kein vielleicht und unter Umständen. Das schwächt die eigene Position.»

Zur guten Vorbereitung auf ein solches Gespräch gehört auch, sich vorzustellen, welche Gegenargumente der Chef ins Spiel bringen wird. «Am besten setzt man sich in Gedanken auf seinen Stuhl und überlegt sich, was er entgegnen würde.» Dann kann man darüber nachdenken, mit welchen Argumenten man darauf reagiert. «Man nennt das Vorgriffstechnik», erläuterte von Schumann. Und oft hilft es, ausdrücklich zu formulieren, welche Bedenken der Chef haben könnte – und sie dann gleich mit den passenden Argumenten zu zerstreuen.

Einen Versuch ist es wert: «Ganz oft lassen sich Vorgesetzte auf Argumente ein. Vielleicht haben sie sogar kein Problem damit, der Bitte des Mitarbeiters nachzukommen», sagte Karin von Schumann. Auch deshalb sei es wichtig, die Angst vor dem Gesprächstermin zu überwinden. Möglicherweise hat man aber keinen Erfolg mit seinem Anliegen. «Dann kommt man vielleicht zu dem Schluss, dass es wirklich nicht geht, weil die Hütte brennt.»