Beim Ärztestreik werden die Probleme des Gesundheitssystems deutlich

Der Ärztestreik verdeutlicht einmal mehr die eigentlichen Probleme im Gesundheitssystem, die dem Beitragszahler und gesetzlich Versicherten normalerweise verborgen bleiben.

Obwohl es sich bei dem einzelnen Facharzt eigentlich um ein Kleinunternehmen bzw. einen Mittelständler handelt, schickt er seine Rechnungen nicht direkt an die Patienten oder an die Krankenkasse. Deshalb bekommen Sie – außer wenn Sie Privatpatient sind oder zusätzliche entgeltpflichtige Leistungen (sog. IGel) in Anspruch nehmen – auch keine Abrechnung, außer wenn Sie die Patientenquittung verlangen. Nur in diesen Fällen haben Sie einen Anhaltspunkt, was denn abgerechnet wird. Im Normalfall ist dies unproblematisch, weil Ihre Versichertenkarte Ihnen den Zugang zu jedem Arzt bietet, der am kassenärztlichen System teilnimmt.

Doch während dieser Phase der Auseinandersetzung um die Honorare tritt eine Zwischenorganisation in Erscheinung, die normalerweise die Abrechnung der Ärzte gegenüber den Krankenkassen zentralisiert. Dabei handelt es sich um die Kassenärztlichen bzw. Kassenzahnärztlichen Vereinigungen, die zentrale Abrechnung und Verhandlung für die Ärzte übernehmen. Dort werden alle Abrechnungen der Ärzte gesammelt und daraus dann das auf jeden einzelnen Arzt entfallende Honorar berechnet. Zwischen den Krankenkassen und dieser zentral verhandelnden Stelle der klein- bis mittelständischen Ärzte ist es eben bei der diesjährigen Verhandlung zu einer Auseinandersetzung gekommen.

Die Ausgangslage für den Ärztestreik
Eigentlich wollten die Krankenkassen für die Zukunft vorsorgen und einem möglichen Wirtschaftsabschwung eine gestiegene Leistungsfähigkeit entgegensetzen. Deshalb sollten die Ärzte auf einen kleinen Teil der Honorare verzichten, um das System noch weiter zu stabilisieren. Inzwischen sind die Krankenkassen – Ihrerseits wieder durch eine zentrale Verhandlungsstelle vertreten – auf die Ärzte zugegangen. Sie bieten eine Erhöhung der Honorare von 0,9 % an. Angesichts der allgemeinen Inflatrionsrate, die alleine in einem Jahr irgendwo zwischen 1 und 2 % liegt ist dies den Ärzteverhandlungsführern angesichts bisheriger Nullrunden eindeutig zu wenig. Und nun beginnen die gleichen Mechanismen zu wirken, wie sie auch in einem normalen Streik zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern wirken würden. Lesen Sie dazu mehr!

Ein komplexer Verhandlungsmarathon steht bevor
Nunmehr versuchen beide Seiten den eigenen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Viele Ärzte sperren einfach einen Tag die Praxen nicht auf und garantieren nur eine Notfall-Versorgung derjenigen, bei denen ein echter gesundheitsbedrohlicher Notfall vorliegt. Gleichzeitig wenden die Ärzte sich an die Öffentlichkeit und erläutern ihre These des zu geringen Einkommens mit einigen anschaulichen Graphiken und Zahlen. Die Krankenkassen Ihrerseits wiederholen die von der schwarz-gelben Koalition in Berlin ausgegebene Zielsetzung, die Lohnnebenkosten nicht zu erhöhen. Beim Ärztestreik wird es dann einige mehr oder weniger langen Verhandlungsrunden geben und letztendlich werden sich beide Parteien einigen. Da für die ganze Bundesrepublik und alle niedergelassenen Ärzte und indirekt auch für die Patienten verhandelt wird, wird wohl außerordentlich sorgfältig vorgegangen werden.

Welche Ergebnisse vom Ärztestreik zu erwarten sind
Vielen Patienten wird erst durch den Ärztestreik der Wert der eigenen Gesundheit und der Gesundheitsversorgung deutlich werden. Anstatt kurzer oder langer Wartezeiten ist einmal halt gar kein Arzt zu erreichen. Dies wird einerseits für Verwunderung sorgen, hoffentlich aber auch zum Nachdenken anregen. Im Endeffekt wird es wohl zu irgendeiner Art Honorarerhöhung kommen, die deutlich über 0,9 % liegt aber noch so weit verträglich ist, dass keine Kassenbeitragserhöhung notwendig wird. So könnte es durchaus sein, dass die Abschaffung der Praxisgebühr auf das Jahr 2014 verschoben wird und diese Gelder im Honorartopf verbleiben.

Spannend ist der Ärztestreik auf alle Fälle! Denn viele kleine, pfiffige Gesundheitsunternehmer und -dienstleister stehen einer Krankenkassenbürokratie gegenüber. Das Ergebnis wird auch sehr viel darüber aussagen, wie viel Marktwirtschaft in der Krankenversicherung steckt und wo politische Motive die Entscheidungsfindung überlagern werden.