Die Vor- und Nachteile von Privathochschulen

Güstrow/Frankfurt/Main (dpa/tmn) – Es gibt Studenten, die starten mit 15 000 Euro Schulden ins Berufsleben. Oft sind es sogar mehr. Nicht, dass sie ein teures Leben neben der Uni gehabt hätten.

Sie haben einfach nur studiert – an einer privaten Hochschule. Steffen Knüppel ist so ein Student. Er hat gerade seine Bachelor-Arbeit am Baltic College in Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern) abgegeben. Seine Eltern mussten für ihn einen Kredit aufnehmen. 390 Euro im Monat, das konnte er sich alleine nicht leisten. Doch das einzigartige Studienangebot hat ihn gereizt: Management im Gesundheitstourismus, das gibt es bundesweit nur am Baltic College.

Nach Angaben der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) in Bonn gibt es aktuell 87 staatlich anerkannte Privathochschulen. Der größte Unterschied zu staatlichen Unis: Nicht der Staat, sondern der Student finanziert die Hochschule. «Im Schnitt müssen Studenten etwa 500 Euro Gebühren im Monat bezahlen», sagt Wolfram Hahn, Geschäftsführer des Verbands der Privaten Hochschulen in Frankfurt/Main. Dafür sei die Betreuung oft besser als an staatlichen Hochschulen: Die Gruppen seien kleiner und der Kontakt zum Dozenten enger.

Solche Studienbedingungen gibt es aber auch an manchen staatlichen Universitäten. Man müsse nur etwas mehr nach ihnen suchen, meint Petra Giebisch, Projektleiterin für das Hochschulranking vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh. Im Fach BWL zum Beispiel seien zwar viele Privathochschulen in der Spitzengruppe des Rankings vertreten. Doch auch mehrere staatliche Universitäten werden von Studenten sehr gut bewertet. «Was die Forschung angeht, so befinden sich die privaten Hochschulen überwiegend in der mittleren Gruppe. Da herrscht bei den staatlichen Unis einfach ein größerer Wettbewerb.»

Auch Steffen Knüppel hat solche Erfahrungen gemacht. «Die Profs waren immer erreichbar.» Der Studiengang enttäuschte aber: Ebenso gut hätte er BWL an einer normalen Uni studieren können, sagt er. Zumal das Baltic College gerade Probleme mit der Akkreditierung bekommt.

Damit die Abschlüsse an privaten und staatlichen Hochschulen vergleichbar sind, müssen die privaten Hochschulen staatlich anerkannt werden. Diese Aufgabe kommt mittlerweile den Bundesländern zu. Neben formellen Anforderungen müssen private Hochschulen auch Qualitätsstandards einhalten. Immer öfter wird das nicht nur durch Akkreditierung der einzelnen Studiengänge, sondern auch durch eine institutionelle Akkreditierung sichergestellt.

«Diese institutionelle Akkreditierung hat sich in den meisten Ländern als Voraussetzung für eine dauerhafte staatliche Anerkennung von Hochschulen in privater Trägerschaft etabliert», erklärt Beatrix Schwörer vom Wissenschaftsrat in Köln, der die Akkreditierungen vergibt. Dem 2001 gegründeten Baltic College wurde die institutionelle Akkreditierung nun versagt. Ob das Land die staatliche Anerkennung verlängert, ist fraglich.

Knüppel würde sich nicht noch einmal für die private Hochschule entscheiden – einfach zu teuer, meint er. Am Ende kommt es eben darauf an, was für Studenten Vorrang hat: Ein teures, unter Umständen aber effizienteres Studium – oder weniger Geldsorgen haben und dafür womöglich überfüllte Hörsäle in Kauf nehmen.