Geringe Risikobereitschaft bei Frauen ist anerzogen

Essex/Bonn (dpa/tmn) – Die geringere Risikobereitschaft von Frauen im Vergleich zu Männern ist Studien zufolge anerzogen. Das geht aus Untersuchungen britischer Wissenschaftler der Universität Essex hervor, auf die das Institut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn hinweist.

Die Forscher verglichen das Verhalten von drei Schülergruppen: Zwei davon bestanden aus Jungen und Mädchen, eine nur aus Schülerinnen einer Mädchenschule. In einem ersten Experiment wurden die Probanden vor die Wahl gestellt, entweder eine garantierte Geldsumme zu erhalten oder eine Münze zu werfen und je nach Ergebnis den doppelten oder einen geringeren Betrag zu bekommen.

Die Schülerinnen aus den gemischten Schulen bevorzugten eindeutig die Sicherheitsvariante, während sich die Gleichaltrigen aus der reinen Mädchenschule ebenso häufig für die risikoreiche Variante entschieden wie die Jungen. Bei einem zweiten Experiment zeigte sich, dass die Schülerinnen aus gemischten Klassen einem Leistungsvergleich häufiger aus dem Weg gingen als Jungen und die Schülerinnen der Mädchenschule, so das IZA. Die Wissenschaftler folgerten daraus, dass die Erziehung und der soziale Umgang mit Gleichaltrigen die Entwicklung «typisch weiblicher» Verhaltensweisen verstärken.

Geschlechtsunterschiede im Risiko- und Wettbewerbsverhalten zählten nach wissenschaftlichen Erkenntnissen zu den Gründen, warum Frauen weniger verdienen als Männer und in Führungspositionen unterrepräsentiert sind, so das IZA. Leistungs- und erfolgsorientierten Entlohnungsmodellen stünden Frauen ebenfalls ablehnender gegenüber als Männer.