Hobby zum Beruf machen: Jobs in der Teebranche

Hamburg/Berlin (dpa/tmn) – Wer sein Geld mit Tee verdienen möchte, braucht eine kaufmännische Ausbildung und eine Leidenschaft für Tee. Viele machen sich mit Teefachgeschäften selbstständig, andere arbeiten in großen Teehäusern.

Eher seltene Berufe sind die des Tea-Tasters und des Tee-Sommeliers. Astrid Siegmann hatte zunächst mit einer Freundin drei Teegeschäfte geführt. Dann nahm sie ein Jobangebot als Fachhandelsberaterin des Teehauses Ronnefeldt in Frankfurt an. Seitdem ist sie für etwa 130 Teefachgeschäfte zuständig. 50 000 Kilometer fährt sie pro Jahr, einen Tag in der Woche arbeitet sie in ihrem Büro zu Hause. Sie berät die Geschäftsinhaber zum Beispiel bei der Präsentation der Tees, bespricht Werbemöglichkeiten und bringt die neuesten Tee-Kreationen mit. Die Meinungen der Teeverkäufer sind wichtig – das Feedback reicht Siegmann an ihren Arbeitgeber weiter.

Ein Problem ist, dass Tee in Deutschland vorwiegend in der kalten Jahreszeit getrunken wird. Viele der rund 2800 Geschäfte retten sich über den Sommer, indem sie auch Geschenkartikel oder Schokolade anbieten. «Insgesamt ist der Teeverbrauch in Deutschland in den vergangenen Jahren leicht gestiegen», sagt die Geschäftsführerin des Deutschen Teeverbands in Hamburg, Monika Beutgen. Rund 53 Liter Kräuter- und Früchtetee trinkt der Deutsche im Schnitt jährlich. Hinzu kommen gut 25 Liter Grün- und Schwarztee.

Zu den begeisterten Tee-Trinkern gehört Lars Völsch aus dem niedersächsischen Worpswede. 120 bis 150 Tassen des Getränks probiert er jeden Tag. Er ist einer von bundesweit etwa 30 Tea-Tastern und entscheidet mit, welche neuen Teesorten in die Regale der Händler wandern. Völsch machte wie die meisten seiner Kollegen eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Er wechselte in den Vertrieb eines Tee-Unternehmens und entwickelte sich dort zum Tee-Fachmann. Das ist 19 Jahre her, seitdem hat er unzählige Teesorten probiert.

Während er und seine Kollegen hauptberuflich ihr Geld verdienen, sieht das bei den Tee-Sommeliers anders aus. Seit 2007 bietet die TeeGschwendner-Akademie in Meckenheim bei Bonn zusammen mit der Industrie- und Handelskammer diese Qualifizierung an. «Teilnehmen können alle, die Spaß am Tee haben», erzählt Christiane Mandt von der Marketingabteilung des Teehauses TeeGschwendner. Dabei lernen die Teilnehmer unter anderem den Tea-Taster-Jargon, die Kunst des Tee-Mischens und die richtige Präsentation bei Vorträgen. Die Aufgabe der Tee-Sommeliers ist es, ihr Wissen weiterzugeben, zum Beispiel bei Volkshochschulen oder Informationsveranstaltungen. Bislang gibt es etwa 30 Tee-Sommeliers.

Gut mit Tee kennt sich auch Maru Winnacker aus Berlin aus, die Gründerin von «Seasons Tea». Sie bietet sehr hochpreisige Teesorten an, der teuerste kostet pro 25 Gramm fast 15 Euro. Der Verkauf der Luxus-Tees läuft gut, das Risiko hat sich für die 29-Jährige gelohnt. Vor drei Jahren hat sie ihren gut bezahlten Job als «Regional Key Account Manager» bei einem internationalen Konzern gekündigt, um Tee zu verkaufen. Die Anfänge waren bescheiden. Mit ihrem kleinen Auto fuhr sie zu den Feinkosthändlern in ganz Deutschland und bot ihre Tees mit klangvollen Namen wie China Rose Tea an. Das sprach sich schnell herum, bald mussten wegen Platzmangels sogar in ihrer Wohnung die Pakete gestapelt werden.