Jeder Vierte in Deutschland liest keine Bücher

Berlin/Darmstadt (dpa) – Jeder Vierte in Deutschland nimmt nie ein Buch zur Hand. Dies geht aus einer Studie der Stiftung Lesen und des Bundesbildungsministeriums hervor, die Staatssekretär Andreas Storm bei einer Fachtagung in Darmstadt vorstellte.

Dabei zählen Männer noch häufiger zu diesen totalen Lesemuffeln als Frauen. Für die zum dritten Mal vorgelegte Lesestudie wurden über 2500 repräsentativ ausgewählte Personen befragt. Je höher die Schulbildung ist, desto geringer ist der Anteil der Nichtleser. So sagen 40 Prozent der Absolventen mit Hauptschulabschluss, dass sie nie ein Buch lesen. Personen mit mittlerem Abschluss behaupten dies nur zu 17 Prozent. Sechs Prozent der Menschen mit Abitur nehmen allerdings nach eigenem Bekunden auch nie ein Buch zur Hand.

Seit dem ersten PISA-Schultests im Jahr 2000, der den 15-Jährigen in Deutschland im internationalem Vergleich miserable Kenntnisse in der Schlüsselkompetenz Lesen/Textverständnis bescheinigte, hat sich die Zahl der Vielleser erhöht, heißt es in der Studie. Zugleich wird auch ein leichter Rückgang bei den Nichtlesern verzeichnet.

Dabei sagen heute allerdings nur noch 38 Prozent der 14- bis 19- Jährigen, dass ihnen im Kindergarten häufig vorgelesen wurde. Bei der ersten Studie 1992 erklärten dies noch 56 Prozent aus dieser Altersgruppe. Storm verwies zudem auf Erkenntnisse der Stiftung, dass 42 Prozent der Eltern ihren Kindern gar nicht oder nur selten vorlesen.

Als erfreulich stellte Storm die Lesebereitschaft von Migranten mit guten Deutschkenntnissen heraus. 36 Prozent von ihnen lesen ein oder mehrere Male in der Woche und greifen damit sogar etwas häufiger zum Buch als Deutsche. «Gut gebildete Migranten bilden eine neue &Lese-Mittelschicht& – mit großem Potenzial», sagte Storm.

Insgesamt sinkt laut Studie die Anzahl der jährlich gelesenen Bücher. In den neuen Bundesländern ist die Buchlektüre besonders deutlich zurückgegangen. Das «Ost-West-Leseverhalten» habe sich fast vollständig angenähert. Grundsätzlich gelte auch: Für Frauen seien Romane wichtiger, Männer bevorzugten dagegen elektronische Medien. Dabei sei heute vor allem für junge Männer das Lesen am Bildschirm auch bei langen Texten so selbstverständlich wie das Blättern in einer Zeitschrift.