Männer in typischen Frauenberufen noch rar

Dessau-Roßlau (dpa) – Markus Taday will Erzieher werden. Dass er in seiner Ausbildung zum Sozialassistenten fast ausschließlich von Frauen umgeben ist, daran hat er sich längst gewöhnt.

Und auch, dass er bei Praktika in Kindergärten von den Knirpsen – aus reiner Gewohnheit – schon einmal «Tante» gerufen wird, irritiert ihn nicht sonderlich. Mit seinem Traumberuf hat sich der 22-jährige Dessauer eines jener Arbeitsfelder ausgesucht, bei denen Männer rar gesät sind. Doch er ist sich nach einigen Ausflügen in die Praxis sicher, dass es das Richtige für ihn ist: «Die Arbeit mit Kindern erfüllt mich sehr. Am Ende des Arbeitstages habe ich das Gefühl, etwas Wertvolles getan zu haben.»

Allein an das viele Singen im Kindergarten habe er sich anfangs gewöhnen müssen, erinnert sich der junge Mann, der privat gern elektronische Musik hört. In Sachen Textsicherheit, sagt er, haben ihm die Kinder noch einiges voraus. Im Waldkindergarten in Dessau-Roßlau absolviert er ein Praktikum, bevor für ihn im Sommer die Abschlussprüfungen in seiner Ausbildung anstehen.

Ines Kühne-Eckert, die den Waldkindergarten leitet, ist beeindruckt von ihrem Praktikanten. «Er hat ein unheimlich gutes Feeling für Kinder», sagt die Chefin. Sie bemühe sich, regelmäßig junge Männer im Rahmen eines Praktikums oder eines Freiwilligen Sozialen Jahres in den Kindergarten zu integrieren. «Es ist sehr wichtig, dass die Kinder nicht nur weibliche Bezugspersonen haben.» Schließlich müssten sie für das Leben lernen, sich mit beiden Geschlechtern zu arrangieren. «Ich würde es absolut begrüßen, wenn sich viel mehr Männer für den Beruf entscheiden würden», sagt Kühne- Eckert.

Nach Angaben der Netzwerk- und Servicestelle für geschlechtergerechte Berufsorientierung und Lebenswegplanung in Sachsen-Anhalt (Magdeburg), entscheiden sich aber immer noch 60 Prozent der Mädchen und 36 Prozent der Jungen für einen der jeweils zehn beliebtesten Berufe. So wollen junge Frauen vor allem Verkäuferin oder Krankenschwester werden, während sich Männer besonders für den Kraftfahrzeugbereich oder für eine Lehre als Koch interessieren. Um noch mehr Mädchen und Jungen für einen der bislang typischen Berufe des anderen Geschlechts zu begeistern, könne schon in den Schulen mehr getan werden, meint Projektreferent Christoph Damm von der Netzwerkstelle in Magdeburg.