Mehr als Bastelkurse: Weiterbildungen für Erzieher

Stuttgart/Fulda (dpa/tmn) – Erzieherinnen und Erzieher müssen heutzutage viel mehr können als basteln und spielen. Viele Kinder sind verhaltensauffällig, kommen aus Migrantenfamilien oder brauchen aus anderen Gründen eine spezielle Betreuung.

Trotz der steigenden Anforderungen gibt es für Erzieherinnen, rund 98 Prozent in Deutschland sind Frauen, nur wenig Weiterbildungsangebote. Bei den Fortbildungsmöglichkeiten, in der Regel ein- bis mehrtägige Kurse, sieht es besser aus.

«Bisher ist der frühpädagogische Weiterbildungsmarkt völlig unübersichtlich», hat Projektleiterin Anke Wagner von der Robert-Bosch-Stiftung in Stuttgart beobachtet. «Es gibt Angebote teils herausragender, teils fragwürdiger Qualität.» Grundsätzlich mangele es an einer systematischen Weiterbildung zu bestimmten Bildungsinhalten – und zwar flächendeckend. Mit einer mit dem Bundesbildungsministerium gestarteten «Weiterbildungsinitiative Frühpädagogische Fachkräfte» (WiFF) soll nun herausgefunden werden, wie es um den Weiterbildungsmarkt für Erzieher steht.

«Teilweise bieten sowohl staatliche als auch private und kirchliche Fachschulen für Sozialpädagogik entsprechende Weiterbildungen an», sagt Alfons Vaitkus, Präsident des Bundesverbands der Erzieherinnen und Erzieher in Deutschland in Berlin. Daneben hätten freie Träger wie Wohlfahrtsverbände und die Kirchen eigene Bildungshäuser.

Unter Weiterbildung versteht Vaitkus eine berufliche Weiterentwicklung über die reine Erzieherrolle hinaus. «Dies kann eine Weiterqualifikation in Richtung Management und Leitung von vorschulischen Einrichtungen oder auch anderen Einrichtungen im sozialpädagogischen Bereich sein.» Nach Wagners Informationen gibt es für die Arbeit mit Kindern unter drei Jahren bislang kaum Weiterbildungskonzepte. «Auch die Zusammenarbeit mit Eltern ist noch nicht ausreichend in den Weiterbildungsprogrammen der Träger berücksichtigt.»

Ob die Erzieher für die Kosten der Weiterbildung selbst aufkommen müssen, sei abhängig vom Träger, erläutert Wagner. «Meist müssen die Fachkräfte die Kosten selber tragen.» Nach Vaitkus& Erfahrung kosten die Bildungsgänge in der Regel etwa 2000 Euro für einen einjährigen Kurs. Bis zu 4000 Euro können für mehrjährige, meist berufsbegleitende Weiterbildungen fällig werden. Finanzielle Unterstützung bietet zum Beispiel durch das sogenannte Meister-Bafög.

Mittlerweile bieten etliche Fachhochschulen Studiengänge für Erzieher an. An der Hochschule Fulda beginnt zum Wintersemester 2009/2010 der neue Studiengang «Frühkindliche inklusive Bildung», sagt Prof. Sabine Lingenauber. «Zulassungsvoraussetzungen sind die Hochschulreife oder der Fachschulabschluss zur Erzieherin/zum Erzieher.» Außerdem müssen die Teilnehmer nachweisen, dass sie mindestens in Teilzeit im Bereich frühkindlicher Bildung, Betreuung und Erziehung gearbeitet haben. Das achtsemestrige Studium ist berufsbegleitend und schließt mit dem Bachelor ab.

Laut Anke Wagner gibt mehr als 50 frühpädagogische Studiengänge in Deutschland. Die Bandbreite reicht von Elementarpädagogik über Management im Sozial- und Gesundheitswesen bis zu Heilpädagogik. Absolventen können unter anderem Führungspositionen in Kitas besetzen oder im Bildungs- und Betreuungsmanagement arbeiten.