Niedersächsisches Handwerk erwartet stärkeres Wachstum – Kammern erhöhen Prognose für 2011 – Steuerentlastung soll Binnennachfrage stärken

Unbeeindruckt von Börsenturbulenzen hat das niedersächsische Handwerk seine Wachstumsprognose für 2011 erhöht.

Die Kammern erwarteten dieses Jahr eine Steigerung des landesweiten Umsatzes um 3,7 Prozent auf 45,8 Milliarden Euro, sagte der Vorsitzende der Landesvertretung der Handwerkskammern, Peter Voss, am Dienstag in Hannover. Seit Mitte der 90er Jahre habe man kein derartiges Wachstum mehr erlebt. Im Januar war das niedersächsische Handwerk noch von 1,8 Prozent Jahreswachstum ausgegangen.

Die Zahl der Beschäftigten im niedersächsischen Handwerk wird nach Angaben von Voss dieses Jahr voraussichtlich um 1,7 Prozent auf 507.000 steigen. «Die Handwerksbetriebe haben die Grenze der Auslastung erreicht und suchen händeringend Fachkräfte», betonte er.
Schub erhalte die «sonnige Handwerkskonjunktur» vor allem aus dem Bausektor, dem industrienahen Metallbau und dem sich erholenden Kfz-Markt. Geringer sei das Wachstum im konsumnahen Handwerk.

Von der weltwirtschaftlichen Entwicklung sei das Handwerk direkt wenig betroffen, sagte der Kammern-Vorsitzende. Wenn die deutsche Industrie aber weniger exportiere und ihre Investitionen einschränke, habe das auch im Handwerk Auswirkungen. «Gerade angesichts der Unsicherheiten auf den internationalen Märkten hat die langfristige Sicherung der Binnennachfrage große Bedeutung», betonte Voss.

Zur Sicherung der Binnennachfrage erwarte das Handwerk daher eine steuerliche Entlastung kleiner und mittlerer Einkommen. Derzeit müsse bereits eine Facharbeiter mit 50.000 Euro Jahreseinkommen den Spitzensteuersatz zahlen, bemängelte Voss. An die Stelle der extrem hohen Belastung mittlerer Einkommen müsse ein gerechteres Steuersystem treten. Hier müsse die Politik endlich handeln.

Nach Angaben der Kammervertretung liegt die Zahl der vom Handwerk abgeschlossenen Ausbildungsverträge derzeit mit 10.200 auf Vorjahresniveau. Mindestens 2.000 Ausbildungsstellen seien noch nicht besetzt, berichtete Voss. Auch diese Zahl bewege sich in der Größenordnung der vergangenen Jahre. Ab 2013 werde das Handwerk den demografischen Wandel und die geringere Zahl von Schulabgängern allerdings sehr deutlich spüren.