Qualifiziert für Gott und die Welt: Die Theologen

Hannover/Eichstätt (dpa/tmn) – Mit einem Theologiestudium wird man Pfarrer oder Pastoralreferent – oder etwas ganz anderes. Denn dank breiter Ausbildung und Soft Skills sind die Absolventen auch bei anderen Arbeitgebern als der Kirche gefragt.

Zweimal hat Georg Pelzer bei der Katholischen Kirche angeklopft, zweimal vergeblich. Der Diplomtheologe hatte sein Studium mit dem Berufsziel Pastoralreferent in der Jugendarbeit begonnen. Als er von der Universität Bonn das Diplom erhielt, gab es einen Einstellungsstopp. Pelzer zog nach Bamberg und schulte um auf «Religionslehrer im Kirchendienst». Aber dann zeichnete sich ab, dass im Bistum ein rigider Sparkurs drohte. Da lag die Frage nahe: Was macht eigentlich ein Theologe, wenn er nicht in der Kirche arbeitet?

Pelzer ist ihr in einem Buch nachgegangen. Zusammen mit seinem Kommilitonen Patrick Becker befragte er Absolventen und Arbeitsmarktexperten: Journalismus, Kultur, Personalabteilungen sind für Theologen gängige Arbeitsfelder. Theologen scheinen keine schlechten Aussichten zu haben. Das liege zum daran, dass die Kirche auch im Sozialbereich und in der Bildung ein großer Arbeitgeber ist, sagt Becker. Ein anderer Grund sei die Breite der Ausbildung: Ein Theologe beschäftigt sich mit Geschichte, Soziologe, Psychologie und Recht. Hinzu kommen Soft Skills, die in der Wirtschaft gefragt sind.

Becker, der gerade nach Eichstätt umgezogen ist, muss es wissen: Er ist Geschäftsführer der neu gegründeten Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung kanonischer Studiengänge, kurz Akast. Daher beschäftigt er sich mit theologischen Studienordnungen und den Kompetenzen, die sie vermitteln sollen. Einer Umfrage von Becker an der Münchner Theologischen Universität zufolge wollen nicht einmal 5 Prozent der Studienanfänger Priester werden. Knapp ein Sechstel möchte in die freie Wirtschaft, die Mehrheit in die Schule.

Auch die evangelische Kirche wirbt für ein Studium der Theologie: «Wir benötigen in der nächsten Zeit bis zu 400 neue Pfarrer jährlich, aber die Studentenzahlen halten da nicht mit», erklärt Thomas Begrich, Leiter der Finanzabteilung im EKD-Kirchenamt in Hannover. Schließlich wählt nur ein Teil der Studienanfänger im Fachbereich Theologie überhaupt den Weg ins kirchliche Examen. 60 Prozent davon erreichen das Ziel tatsächlich. «Der Schwund ist hoch.»

Vielleicht auch, weil die Berufsaussichten nicht in allen 22 Landeskirchen gleich gut sind, und das Landeslistenprinzip die Mobilität der Pastoratsanwärter einschränkt: Studierende können sich oft nicht ohne Weiteres auf die Liste einer anderen Landeskirche setzen lassen. Eine weitere Hürde ist das Vikariat. Wer das Zweite Theologische Examen bestanden hat, beginnt in der Regel mit dem Pfarrdienst. Aber erst nach einer Probezeit von drei Jahren werden die Anwärter in ein Dienstverhältnis auf Lebenszeit übernommen.

«Es gibt in der evangelischen Kirche viele Möglichkeiten, sich durch Fort- und Weiterbildung fachlich zu qualifizieren, etwa in den Bereichen Seelsorge, Schule oder Öffentlichkeitsarbeit», sagt Stephanie von Lingen. Die Pastorin ist seit drei Jahren Referentin im Landeskirchenamt Hannover und dort für Fragen der theologischen Aus- und Weiterbildung zuständig. Georg Pelzer schätzt den Kontakt und die Arbeit mit jungen Menschen ebenfalls. Nach zweijähriger Auszeit als Leiter des Carsharing-Vereins «Ökobil» in Bamberg unterrichtet er inzwischen: «Ich habe jetzt eine dreiviertel Stelle verteilt auf zwei Berufsschulen», sagt er zufrieden.