Schlürfen und Spucken: Arbeiten als Tea-Taster

Frankfurt/Main (dpa) – Schlürfen und Spucken gehört für Lars Völsch zum Handwerk. Er ist Geschmacksprüfer der Teefirma Ronnefeldt in Frankfurt und sieht das als seinen Traumjob an.

«Ich habe schon immer gerne Tee getrunken», erzählt er. 120 bis 150 Tassen Tee gießt er jeden Tag in den speziellen Verkostungsräumen des Unternehmens auf. In einem Raum werden nur aromatisierte Tees probiert, in dem anderen ausschließlich die nicht aromatisierten. Um möglichst viel zu schmecken, schlürft Völsch das Getränk und drückt es mit der Zunge gegen den Gaumen. Dann wird der Tee ausgespuckt – egal, wie teuer er sein mag.

Zum einen will Völsch nicht Unmengen an Gerbstoffen und Koffein aufnehmen. «Dann würden wir irgendwann durch die Gänge fliegen», scherzt er. Außerdem schmeckt der aufgegossene Tee nicht immer gut. Er ist zu stark, denn traditionell werden zum Geschmackstest exakt 2,86 Gramm Teeblätter aufgegossen. Normalerweise reichen zwei Gramm pro Tasse.

Wenn er nicht gerade Tee in den Verkostungsräumen probiert, trinkt Völsch am liebsten Oolong. Eine Kanne mit diesem chinesischen Tee steht fast immer auf seinem Schreibtisch. Dort verbringt der Tea-Taster (vom englischen taste: Geschmack) – der nicht Tee-Tester genannt werden möchte – etwa die Hälfte seiner Arbeitszeit. Zu seinem Job gehört es auch, Kontakt mit anderen Tea-Tastern zu halten. Etwa 30 Menschen mit diesem Beruf gibt es in Deutschland, häufig schließen sie sich für Geschäfte zusammen. «Das machen wir zum Beispiel, wenn sich der Import eines Tees nur für ein Geschäft alleine nicht lohnen würde», sagt Völsch.

Dass er einmal Tee-Verkoster würde, hätte er sich zu Beginn seiner beruflichen Karriere noch nicht einmal träumen lassen. Zwar machte er wie die meisten seiner heutigen Kollegen zunächst eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann, allerdings in der Obst- und Gemüsebranche. Anschließend wechselte er in den Vertrieb eines Tee-Unternehmens und entwickelte sich dort zum Tee-Fachmann.

Seit 19 Jahren arbeitet er mittlerweile in dieser Branche und ist weit gereist. Regelmäßig fliegt er zum Beispiel nach Indien. Um dort Tee zu probieren, nimmt er Wasser aus Deutschland mit. «Das ist ganz zwingend, weil er sonst ganz anders schmecken würde», erklärt der 38-Jährige und plaudert aus seinem reichen Erfahrungsschatz zum Thema Tee: Grüner Tee sollte nicht mit kochendem Wasser aufgegossen werden, rät er. Tee-Eier sind verpönt, weil sich darin das Aroma des Tees nicht entfalten kann («Das ist für Tee wie in einer Zwangsjacke»). Und die Qualität eines Tees können Laien auch an der Größe der Blätter erkennen. «Je größer die Blätter, umso aromatischer der Tee», erzählt Völsch. «Wenn der Tee ganz fein aussieht, dann ist er nichts.»