Teures Wohnen belastet BAföG-Empfänger

München (dpa) – Der Flur dient als Küche, und das Bad ist kaum größer als ein Baustellenklo. Trotzdem ist der 23-jährige Johannes froh, ein Appartement in Deutschlands größter Studentensiedlung ergattert zu haben – in der Studentenstadt in München-Freimann.

«Ich lebe nicht in Saus und Braus, aber es reicht», sagt Johannes. Müsste er sich auf dem privaten Mietmarkt ein Zimmer nehmen, könnte es für den BAföG-Empfänger eng werden. Denn der Gesetzgeber kalkuliert bei der Ausbildungsförderung nur höchstens 218 Euro für Wohnkosten ein. Selbst im Studentenwohnheim muss Johannes dafür mehr berappen, nämlich 230 Euro.

Fünfzehn Stockwerke tiefer – in der Verwaltung der Studentenstadt – nimmt die Nervosität zu. Zum Beginn des neuen Semesters am 19. Oktober suchen viele Erstsemester verzweifelt nach einer Bleibe. «Dass es in München so krasse Wohnungsprobleme gibt, wissen die meisten nicht», hat Verwaltungsmitarbeiterin Susanne Materne beobachtet. Nebenan am Tresen füllt Studienanfängerin Magdalene gerade einen Antrag für einen der 2500 Plätze in der Studentenstadt aus. Seit zwei Monaten ist sie auf der Suche und hat nichts gefunden – aber gelernt: München ist teuer! Für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft muss man nicht selten 400 Euro bezahlen.

Vor allem für BAföG-Empfänger kann das zum Problem werden. Hochschulstudenten steht laut Gesetz ein monatlicher Grundbedarf von 366 Euro zu. Wohnen sie nicht bei den Eltern, gibt es 146 Euro dazu. Übersteigen die Wohnkosten diese 146 Euro, kann das BAföG noch einmal um bis zu 72 Euro aufgestockt werden. Das bedeutet: Für die monatliche Miete sind beim BAföG gerade einmal 218 Euro vorgesehen. In Deutschland schlägt ein Wohnheimplatz nach Angaben des Münchner Studentenwerks im Schnitt aber mit 266 Euro zu Buche, in München sogar mit satten 335 Euro.

Johannes hat Glück: Er bekommt zwar nur 300 Euro BAföG, doch sein Vater überweist ihm zusätzlich 150 Euro sowie die Miete. Etwas prekärer ist die Lage für seinen Kommilitonen Markus. Der 27 Jahre alte Lehramtsstudent bekommt zwar den BAföG-Höchstsatz, muss aber alles selbst bezahlen: die Miete, die Krankenversicherung, das Ticket für die U-Bahn, Lebensmittel und ab und zu auch mal Klamotten. «Ich arbeite nebenbei, sonst wäre es knapp.»

München gilt in Deutschland als teuerste Stadt für Studenten. Das ist auch der Grund, weshalb hier fast jeder dritte Student noch bei den Eltern wohnt. Bundesweit liegt dieser Anteil bei weniger als einem Viertel, wie die jüngste Sozialerhebung des deutschen Studentenwerks aus dem Jahr 2006 ergab. Ähnlich teuer sind Köln, Frankfurt, Hamburg und Düsseldorf. Deutlich billiger kommen Studenten in der Regel in Ostdeutschland weg.

«Wenn ein BAföG-Empfänger den Höchstsatz bekommt und damit nach Greifswald geht, könnte er sich wahrscheinlich noch einen Bausparvertrag leisten», vermutet die Geschäftsführerin des Münchner Studentenwerks, Ursula Wurzer-Faßnacht. Einerseits stehe es natürlich jedem frei, sich einen billigeren Studienort auszusuchen. Andererseits müsse jeder die gleichen Chancen haben, sich für die besten Universitäten zu entscheiden. Ausgerechnet im teuren München fördert der Bund mit seiner Exzellenzinitiative gleich zwei Eliteunis: die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und die Technische Universität (TU).