Vielfalt und gute Aussichten in der Biotechnologie

München/Rheinbach (dpa/tmn) – Es gibt rote, grüne und weiße Biotechnologie. Die Farben stehen für die einzelnen Branchenzweige. Mindestens so vielfältig sind die Berufe in der Biotechnologie: vom Laboranten bis zum Forscher, vom Techniker bis zum Marketing-Profi.

Die Berufsaussichten – vor allem in der medizinischen und industriellen Biotechnologie – gelten als gut. «Es ist eine echte Zukunftsbranche», sagt Carsten Roller, Geschäftsführer des Verbandes Biologie, Biowissenschaften und Biomedizin in Deutschland (VBio) in München. So wird sich das Arbeitsplatzpotenzial von 260 000 Menschen im Jahr 2004 auf rund 600 000 im Jahr 2020 erhöhen, wie eine Untersuchung im Auftrag der Gewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie und der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie prognostiziert.

«Biotechnologie heißt immer: Der Mensch verändert die Biologie zu seinen Gunsten», erklärt Dieter Reinscheid vom Fachbereich Angewandte Naturwissenschaften an der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg in Rheinbach. Wer in die Biotechnologie gehen möchte, sollte sich zunächst entscheiden, ob er eher ein Studium an einer Fachhochschule (FH) oder einer Universität aufnehmen möchte: Die meisten FH-Studiengänge seien eher ingenieurwissenschaftlich ausgerichtet, die meisten universitären Ausbildungen naturwissenschaftlich, erklärt Roller.

Viele Hochschulen bieten die Möglichkeit, sich schon früh zu spezialisieren. Davon rät Roller jedoch ab. Er plädiert für ein breit angelegtes Grundstudium, etwa der Biologie. Später könne man sich dann im Master-Studium oder in einem Aufbau-Studiengang immer noch spezialisieren. «Man sollte auch nicht ein Mode-Studium wählen, nur weil es viele andere auch wählen», warnt Roller. So sei etwa das Biomedizin-Studium «zehnfach überzeichnet».

Besonders gute Zukunftsaussichten sieht die Biotech-Studie für die rote, also die medizinische Biotechnologie. Schon derzeit sind 80 Prozent der Beschäftigten in diesem Segment tätig. Die Firma Roche Diagnostics aus dem bayerischen Penzberg etwa hat nach Angaben ihres Personalleiters Andreas Martin in den vergangenen zehn Jahren ihre Mitarbeiterzahl nahezu verdoppelt: «Wir suchen ständig qualifizierte Fachkräfte.»

Auch in der weißen, der industriellen Biotechnologie, sehen die Zukunftsaussichten gut aus. Hier werden etwa Bakterien dafür verwendet, um vor allem chemische Produkte zu verbessern – beispielsweise Waschmittel. Die Deutsche Industrievereinigung Biotechnologie erwartet auch für die Zukunft Wachstum. Anders bei der grünen Biotechnologie, also in der Landwirtschaft: Wegen der restriktiven Gentechnik-Gesetzgebung in Deutschland gebe es kaum Stellen, erklärt Roller.

Auch wenn die Job-Aussichten in der Biotechnologie grundsätzlich gut sind, hat die Wirtschaft zum Teil hohe Anforderungen. So reicht für eine Karriere bei Roche das einfache Studium nicht. Aufbaustudien oder interne Weiterbildungen und Trainee-Programme sollen das nötige Management-Wissen vermitteln.

Literatur: Andrea Gerber-Kreuzer: Biotech – Biochip – Biogas: Faszinierende Berufswelt Life Sciences, Verlag Bildung und Wissen, ISBN-13 978-382147657-5, 14,80 Euro; Die Broschüre «Perspektiven» des Verbandes VBio, ISBN-13 978-3980680301, 10 Euro, portraitiert 70 Biologen und ihren Berufsweg.