Berufsschullehrerverband kritisiert Bildungspolitik von Grün-Rot

Der baden-württembergische Berufsschullehrerverband (BLV) wirft der grün-roten Landesregierung eine Vernachlässigung der beruflichen Bildung vor.

Die rund 20.000 Berufsschullehrer im Land hätten das Gefühl, die berufliche Bildung werde «zum Stiefkind der Bildungspolitik der neuen Landesregierung», sagte die BLV-Landesvorsitzende Margarete Schaefer am Donnerstag in Stuttgart.

Nach Einschätzung des Verbands bekommen im anstehenden Schuljahr zwischen 1.500 und 2.000 Schüler keinen Platz an einem beruflichen Gymnasium, da nicht genügend Klassen eingerichtet sind. Wie viele Schüler tatsächlich nicht aufgenommen werden, könne jedoch erst gesagt werden, wenn der Unterricht wieder beginne.

Zudem hätten Grüne und SPD vor der Wahl angekündigt, Unterrichtsausfälle zu bekämpfen, Überstunden abzubauen, Schulsozialarbeit einzuführen und berufliche Vollzeitschulen auszubauen, sagte Schaefer. «Jetzt nach der Wahl ist davon nur noch eingeschränkt die Rede», kritisierte sie.

Derzeit fielen über vier Prozent des Unterrichts an beruflichen Schulen wegen Lehrermangels aus, erläuterte Schaefer. Zudem hätten Berufsschullehrer Mehrarbeit geleistet, die insgesamt über 1.600 Deputaten entspreche. Dies mache ein Finanzvolumen von 80 bis 90 Millionen Euro aus. Außerdem müssten fachlich notwendige Fortbildungskurse für Lehrer ausfallen, da die entsprechenden Mittel um 12,5 Prozent gekürzt worden seien.

BLV fordert 1.200 zusätzliche Stellen

Trotzdem sei von einem Abbau der Überstunden «keine Rede mehr», sagte Schaefer. «Es wird auch nicht im Koalitionsvertrag erwähnt», fügte die BLV-Vorsitzende hinzu.

Die Verbandsvorsitzende forderte jeweils mindestens 400 zusätzliche Deputate für die nächsten drei Jahre. Insgesamt seien 1.200 Extra-Stellen erforderlich. Davon könnten jedoch 900 Stellen aufgrund des demografischen Wandels aus dem Bereich der allgemeinbildenden Schulen zur Verfügung gestellt werden. Außerdem müssten die Kürzungen bei den Lehrerfortbildungen zurückgenommen werden und die Übergangsmöglichkeiten von Werkreal- und Gemeinschaftsschulen auf die Berufsfachschulen ausgeweitet werden.
Eine individuelle Förderung der Schüler könne unter den gegebenen Umständen nicht gewährleistet werden, warnte Schaefer.