Bildungsbericht deckt Sprachdefizite bei Kindern im Ruhrgebiet auf

Das Ganztagsangebot an Schulen ist im Ruhrgebiet verhältnismäßig gut ausgebaut, bei der Sprachkompetenz vieler Kinder gibt es allerdings noch gehörigen Verbesserungsbedarf: Zu diesen Ergebnissen kommt der erste städteübergreifende Bildungsbericht Ruhr, den der Regionalverband Ruhr, die Mercator Stiftung und das Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) am Freitag in Mülheim vorstellten.

Die Studie biete eine hervorragende Datengrundlage, aus der nun etwas gemacht werden müsse, sagte RVR-Direktorin Karola Geiß-Netthöfel.

Dem Bericht zufolge benötigen 30 Prozent der Kinder in der Region zwei Jahre vor der Einschulung eine zusätzliche Sprachförderung. Das seien etwa sieben Prozent mehr als im übrigen Nordrhein-Westfalen, hieß es.

Wer früh hinterherhinkt, hat auch in der Schule oft Probleme. Die Lehrer sind nach Ansicht von Studienleiter Wilfried Bos vom IFS jedoch oft nicht auf die teils mangelhaften Deutschkenntnisse ihrer Schüler vorbereitet. Um dies zu ändern, sollte darüber nachgedacht werden, Deutsch als Zweitsprache für Lehramtsstudenten zur Pflicht zu machen, empfahl Bos. Schulen im Ruhrgebiet könnten zudem dazu übergehen, Stellen nur noch für Lehrer auszuschreiben, die entsprechende Kenntnisse vorweisen könnten.

Mülheims Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld (SPD) bemängelte, dass die rot-grüne Landesregierung die Beiträge für das letzte Kindergartenjahr abgeschafft habe und nicht für das erste. Wäre das erste Jahr frei, wäre es für Eltern attraktiver, ihre Kinder anzumelden und die Sprachförderung könnte früher einsetzen.

Ganztagsangebot in Schulen gut ausgebaut

Gute Nachrichten hatten die Studienautoren vom Ganztagsausbau an Schulen im Ruhrgebiet. Demnach bieten 87 Prozent der Grund- und Förderschulen sowie 50 Prozent der weiterführenden Schulen in der Region eine Ganztagsbetreuung an. Im übrigen NRW seien es 80 beziehungsweise 44 Prozent, hieß es. Trotzdem müsse auch im Ruhrgebiet der Ausbau der Ganztagsangebote weiter vorangetrieben werden, um die Chancen für Kinder aus bildungsfernen Familien zu verbessern, mahnte Bos.

Vor diesem Hintergrund kritisierte Geiß-Netthöfel auch die Schließung von außerschulischen Bildungsangeboten wie Bibliotheken oder Musikschulen. Das darf eigentlich nicht sein, sagte sie. Angesichts der finanziellen Probleme der Kommunen empfahl sie mehr Kooperationen. Diese sollte es nach Ansicht von Bos auch zwischen den Volkshochschulen geben. Es sei besser, wenn sich jede VHS auf einige Angebote konzentriere und diese fördere, als wenn alle alles schlecht anbieten, sagte der Studienleiter.

Bis zum Sommer wollen die Kommunen und der RVR nach Angaben seiner Direktorin klären, wie sie mit den Ergebnissen der Studie umgehen wollen und welche Schlüsse sie daraus ziehen werden.