Digitales Abitur – Computer ersetzt Papier

Erstmalig in ganz Deutschland absolvierten 29 Schüler in diesem Jahr ein E-Abitur. Die bayrische Internatsschule Schloss Neubeuern setzt auf den interaktiven Unterricht.

Papier und Tinte ersetzten einst Tafel und Kreide. Nun wurden diese durch einen elektronischen Nachfolger abgelöst. Während in vielen Schulen der Informatikunterricht noch zu kurz kommt, hat das digitale Zeitalter Einzug in ein bayrisches Klassenzimmer gehalten. Die Schreibtische sind mit Dockingstationen ausgerüstet. Der Stift ist elektronisch. Eine Software erkennt die Handschrift des Schülers und das Einsammeln der Arbeiten erfolgt digital.

Spicken ausgeschlossen

Geschlossene Netzwerke unterbinden den Zugang zum Internet und zu fremden Datenbanken. Die brandneuen Tablets, die von der Schule gestellt werden, sind mit nur einem Programm konfiguriert. Diese Vorsichtsmaßnahmen waren ausschlaggebend für die Zusage des Kultusministeriums, welches zunächst skeptisch auf das innovative Projekt reagierte.

Pilotprojekt

Interessant sei vor allem die Frage, ob sich diese Methode landes- bzw. bundesweit anwenden lasse, so der Ministeriumssprecher Ludwig Unger. Dabei müsse herausgefunden werden, ob die Gleichbehandlung aller Schüler gewährleistet wird. Der Schulleiter des bayrischen Internats, Jörg Müller, ist optimistisch und hat bereits Verbesserungsvorschläge. Die Dauer einer Klausur ist gesetzlich festgelegt. Daher herrscht ein Tastaturverbot, da es sich auf dieser schneller schreiben lässt und den Schülern, die noch auf Papier schreiben, einen Nachteil bringen würde. Hierzu schlägt der Schulleiter vor, dass man statt des Tastaturverbots die Dauer der Prüfung verkürzt. Zudem werden die Prüfungsaufgaben ausgedruckt, mit Tinte korrigiert und für mehrere Jahre archiviert. Auch diesen Vorgang möchte Jörg Müller abschaffen.

Geschadet hat das Projekt Schloss Neubeuern zumindest nicht. Ganz im Gegenteil, wie der Erweiterungsbau der Schule zeigt. 35 neue Internatsplätze werden zusätzlich geschaffen. Somit finden insgesamt 180 Heim- und 50 Tagesschüler Platz in dem noblen Internat. Im Vordergrund steht jedoch die Zufriedenheit der Schüler. Auch wenn es zu Anfang noch gemischte Gefühle gab, stößt die Umstellung letztendlich auf positive Resonanz. Nach einem Jahr waren aber alle Bedenken verflogen, sagt Antonia Kilger, die später BWL oder Jura studieren möchte. Allerdings hat die Ausbildung an dieser fortschrittlichen Schule seinen Preis. Die Internatsgebühr liegt bei 2840 Euro im Monat. Zu diesem Betrag kommen noch die Kaution und Aufnahmegebühr hinzu.