Ein Jahr Pilotschulen – GEW Brandenburg zieht kritische Zwischenbilanz

Nach einem Schuljahr zieht die GEW Brandenburg eine kritische Zwischenbilanz für das vom MBJS vorangetriebene Pilotprojekt ?Inklusive Schule?.

Aus Sicht der GEW Branden-burg haben sich die im Vorfeld des Pilotprojektes geäußerten Probleme und Kritikpunkte bestätigt. Bei dem Pilotprojekt handelt es sich nicht um den Aufbau inklusiver Bildungs-strukturen im Land Brandenburg, sondern um den weiteren Ausbau des gemeinsamen Unterrichts für Kinder mit sonderpädagogischen Förderbedarfen in den Förderschwer-punkten ?Lernen?, ?emotionale und soziale Entwicklung? und ?Sprache?. Dies ist kein wirk-lich neuer Ansatz. Im Kern wurden die bestehenden Probleme des gemeinsamen Unter-richts auf weitere Schulen übertragen. Es ist aus Sicht der GEW Brandenburg richtig, dass nicht vorschnell das Modellvorhaben auf alle Schulen per Gesetz übertragen wird und bestehende Strukturen und Unterstützungssysteme aufgelöst bzw. weiterhin in Frage gestellt werden.

GEW ? Chef Fuchs sagte heute in Potsdam:
?Wer ein inklusives Bildungssystem aufbauen will, muss auch die notwendigen Voraussetzungen dafür schaffen. Dabei ist es unverzichtbar, dass die Fragen des gemeinsamen Lernens thematisiert und gelöst, die notwendigen personellen und sächlichen Voraussetzungen geschaffen werden und die Schulen die notwendigen Unterstützungssysteme erhalten. Es kann nicht sein, dass die für die Arbeit in he-terogene Lerngruppen unverzichtbaren Lehrkräfte mit sonderpädagogischer Quali-fizierung in den Schulen noch immer als Vertretungsreserve eingesetzt werden, die Zeit für die individuelle Förderung der Schülerinnen und Schüler nicht vorhanden ist und die Betreuung der Schülerinnen und Schüler im Hort ohne sonderpädago-gische Unterstützung stattfindet. Auch macht es wenig Sinn, Modellvorhaben durch Umverteilung zwischen den Schulen zu finanzieren und personell abzusi-chern. Gleichzeitig ist die Arbeitsbelastung der Lehrkräfte viel zu hoch und weiter angestiegen. Die Landesregierung ist gefordert, Anstrengungen zu unternehmen, die Grundversorgung der Schulen abzusichern, die Arbeitsbelastungen der Lehr-kräfte abzusenken und mehr junge Kolleginnen und Kollegen einzustellen. Dies muss Vorrang vor weiteren Modellvorhaben oder der Ausweitung bestehender Mo-dellvorhaben haben. Wer ein inklusives Bildungssystem will, muss es richtig ma-chen. Es darf bezweifelt werden, dass der bisherige Weg in Brandenburg ein Schritt in die richtige Richtung ist.?