Lehrerverband und Schülervereinigung dringen auf G8-Reform

Vor einem Spitzengespräch zum achtjährigen Gymnasium (G8) dringen Lehrerverband und Schülervereinigung im Freistaat auf Korrekturen.

Die LandesschülerInnenvereinigung Bayern (LSV) beschuldigte das Kultusministerium am Freitag in München, grobe Mängel im bayerischen Schulsystem unter den Teppich zu kehren. Derweil forderten die Eltern der Gymnasialschüler, die leidige Diskussion über das neunjährige Gymnasium endlich abzuhaken.

Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte für Freitag in die Münchner Staatskanzlei geladen, um zusammen mit Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) und Vertretern von Lehrern, Eltern und Schülern den langjährigen Streit um das achtjährige Gymnasium beizulegen.

Die Schülervereinigung erklärte, viele Schüler seien an den Gymnasien mit der Stofffülle, die in verkürzter Zeit gelernt werden müsse, überfordert und hätten bessere Erfolgschancen im 13-jährigen Gymnasium. Die Vereinigung bemängelte, im ländlichen Raum sei kein flächendeckendes Schulangebot gewährleistet. Zudem seien die Bildungschancen nach wie vor von der sozialen Herkunft der Kinder abhängig.

Das Schulsystem sei keineswegs von Qualität und Gerechtigkeit geprägt. Das Kultusministerium will scheinbar, anstatt wirklich etwas zu verbessern, lieber seinen guten Namen retten, ohne auf die Folgen für die Schüler zu achten, kritisierte LSV-Landesvorsitzende Clara Elisa Bracker.

Lehrerverband nicht zu Spitzengespräch geladen

Auch der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) drängte auf Reformen, um zu berichtigen, was bei der G8-Einführung schief gelaufen sei. Lerninhalte müssten deutlich reduziert werden, damit mehr Zeit für die Vertiefung des Stoffes und individuelle Förderung bleibe, forderte BLLV-Präsident Klaus Wenzel. Hierzu müsse sich der Bildungsbegriff insgesamt ändern – weg von der Vermittlung toten und trägen Faktenwissens hin zu lebhaftem Handlungswissen. Wenzel plädierte für einen neuen Unterrichtsrhythmus, wodurch den Schülern der Lerndruck genommen werde. Zu dem Spitzengespräch mit Ministerpräsident Seehofer war der Lehrerverband nicht eingeladen.

Unterdessen forderte die Landeselternvereinigung der Gymnasien (LEV), sich endlich von dem neunjährigen Gymnasium zu verabschieden. Das G8 sei besser als seine öffentliche Wahrnehmung. Natürlich gebe es noch Korrekturbedarf, es seien mittlerweile aber Mittel entwickelt worden, um Schüler individueller zu fördern und auch lernschwächere Gymnasiasten mitzunehmen statt auszusortieren, sagte LEV-Vorsitzende Susanne Arndt.