Mathematik ist die Leidenschaft von Lisa Sauermann – Dresdner Abiturientin ist beste Teilnehmerin aller Mathematik-Olympiaden

Lisa Sauermann ist ein bisschen gestresst.
Erst am Sonntag kam die 18-Jährige aus Amsterdam zurück, wo sie bei der Internationalen Mathematik-Olympiade (IMO) ihre fünfte Medaille in Folge geholt hat.

In fünf Jahren viermal Gold und einmal Silber – das ist Rekord in der IMO-Geschichte. Kurz davor war die Dresdnerin für einen anderen Mathematik-Wettbewerb in Minsk und bestand ihr Abitur mit 1,0. Zeit zum Ausruhen hat sie nicht: Am Freitag bricht sie zu einer vierwöchigen Radtour ins Baltikum auf, und sie bereitet ihren Umzug nach Bonn vor, wo sie ab Herbst studieren will, Mathematik natürlich.

Gerade sei das schon ein wenig anstrengend, sagt die junge Frau mit den glatten blonden Haaren und der schlichten Brille. Aber generell ist Mathematik für sie vor allem eines: eine Leidenschaft.
«Es macht einfach Spaß, das Rumknobeln, das Nachdenken. Und es ist ein tolles Gefühl, wenn man etwas rausgekriegt hat.» Toll seien auch die Menschen, die sie durch ihre Teilnahme an vielen Wettbewerbe in Deutschland, aber auch in Spanien, Vietnam oder Kasachstan kennengelernt hat. «Da entwickeln sich lange Freundschaften», sagt sie. Auch ihren Freund Jens lernte sie bei einem Wettbewerb kennen.

Lob von den Bildungsministern

«Lisa Sauermann hat Großartiges geleistet», erklärte Bundesbildungsministerin Annette Schavan nach Lisas Rekordsieg. «Sie ist mit ihrer Zielstrebigkeit, Leistungsbereitschaft und Freude am Lernen ein Vorbild für viele andere Schüler», sagte Sachsens Kultusminister Roland Wöller.

Nach Schavans Worten ist Lisa vor allem ein Vorbild für junge Mädchen. Sie habe gezeigt, «dass Spitzenmathematik keine Männerdomäne sein muss». Dass bei der IMO nur etwa jeder zehnte Teilnehmer weiblich ist, erklärt sich Lisa damit, dass Mädchen eher breiter gestreute Interessen hätten. So nehme ihre 16-jährige Schwester Anne auch an Mathematik-Wettbewerben teil, interessiere sich aber auch für Musik und Tanz. «Ich bin da eher langweilig», sagt Lisa lächelnd. Zwar fahre sie auch gerne Rad und jongliere, aber «lange nicht so intensiv».

Förderung, ein bisschen Glück und viel harte Arbeit

Ihre Eltern, Mikroelektronikerin und Softwareentwickler von Beruf, hätten früh gemerkt, dass ihr abstraktes logisches Denken liege, und dies schon im Kindesalter durch Spiele gefördert. Auch ihre Schule, das Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium, habe sie immer unterstützt, betont Lisa. Fehlzeiten aufgrund von Wettbewerben seien toleriert worden, Mitschüler hätten ihr die Hefte zum Nacharbeiten gegeben. Ihr Rekorderfolg habe viel mit der Förderung zu tun.
«Natürlich habe ich auch früh angefangen und war deshalb besonders oft dabei. Und Glück gehörte auch dazu.» Dazu komme eine Menge harte Arbeit, denn man müsse viele Erfahrungen sammeln, um die IMO-Aufgaben lösen zu können.

Dass ihr Rekord lange Bestand haben wird, glaubt Lisa im Übrigen trotz aller Begeisterung, die er ausgelöst hat, nicht. «Beste aller Zeiten werde ich sicher nur für ein Jahr sein», sagt sie. Es gebe da einen Teilnehmer aus Serbien, «der wird mich im nächsten Jahr sicher übertrumpfen».

Es sei schon schade, räumt Lisa ein, dass sie nun nicht mehr an den Schülerwettbewerben teilnehmen könne. «Aber im Studium gibt es sicher neue tolle Herausforderungen.» Bonn habe eine sehr renommierte Universität, die Ansprüche seien dort höher als an anderen Hochschulen. «Im Wesentlichen fange ich da so an wie alle anderen.»