NRW plant 200 Sekundarschulen bis 2015

200 neue Sekundarschulen sind in Nordrhein-Westfalen bis 2015 eingeplant.

Falls mehr Anfragen aus den Kommunen kommen, seien auch mehr neue Schulen möglich, teilten CDU, SPD und Grüne am Dienstag mit. Bis 2020 sollen für die Schulform 1.750 Lehrerstellen bereitstehen. FDP und Linke lehnen die Reform ab.

Die Regierungsfraktionen SPD und Grüne sowie die CDU-Fraktion votierten einstimmig für den Schulkonsens. Am Freitag (9. September) wird die Novelle des Schulgesetzes und die geplante Änderung der Landesverfassung erstmals im Landtag beraten. Bereits zwischen dem 19. und 21. Oktober soll die Reform verabschiedet werden. Zum Schuljahr 2012/2013 starten die ersten Sekundarschulen.

Die Schulen werden teilweise neu gegründet. Sekundarschulen können aber auch aus bestehenden Haupt- oder Realschulen entstehen.
Zudem werden die Mindestschülerzahlen zur Gründung einer Gesamtschule von 112 auf 100 gesenkt, um kleinen Kommunen entgegenzukommen.

Der SPD-Bildungspolitiker Sören Link sprach von einer «Schule der individuellen Förderung». Sekundarschulen vereinigten die «Stärken aller Schulformen», sagte die Grünen-Schulexpertin Sigrid Beer. Der CDU-Abgeordnete Thomas Sternberg betonte, die Gesetzesarbeit müsse schnell gehen, da es in einigen Kommunen brenne.

Gemeinsamer Unterricht in Klassen fünf und sechs

Die rot-grüne Minderheitsregierung hatte sich im Juli mit der CDU darauf verständigt, eine neue Sekundarschule mit gymnasialen Standards für die Klassen fünf bis zehn einzuführen.

Zumindest in den Klassen fünf und sechs findet für alle Schüler gemeinsamer Unterricht statt. Im Unterschied zur rot-grünen Gemeinschaftsschule hat die neue Schulform keine Oberstufe. Teil der Reform ist auch der Wegfall der Hauptschulgarantie aus der Landesverfassung.

Die Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) lobte die Reform, mahnte aber auch Zusatzqualifikationen für Lehrkräfte an. «Die neue Sekundarschule wird einen hohen Fortbildungsbedarf bei Lehrern auslösen», sagte VBE-Chef Udo Beckmann. Finanziell und zeitlich müsse das Land dafür Freiräume schaffen.

Der Realschullehrer-Verband lehrer nrw betonte, «dass das gegliederte Schulsystem eine Verfassungsgarantie erhält». Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) unterstützte die Streichung der überkommenen Hauptschulgarantie aus der Verfassung.

Scharfe Kritik am Konsens kam zum wiederholten Male von der Linkspartei. «Das ist ein fauler Schulkompromiss an den Eltern vorbei», sagte die Linke-Bildungsexpertin Gunhild Böth. Die geplante Änderung der Verfassung zementiere das gegliederte Schulsystem.

Kritik vom SPD-Nachwuchs

Die FDP bleibt bei ihrem Nein. NRW drohe «eine Zersplitterung der Schullandschaft und eine Unübersichtlichkeit der Bildungswege», kritisierten der FDP-Landesvorsitzende Daniel Bahr und der Chef der FDP-Fraktion im Landtag, Gerhard Papke. Die Sekundarschule gebe nicht die nötige Antwort auf die Probleme der Hauptschulen.

Der SPD-Nachwuchs in Nordrhein-Westfalen ging aus anderen politischen Gründen auf Distanz zur Einigung. «Der ‘Schulkonsens’
entspricht leider bei weitem nicht unseren Forderungen. Wir wollen die inklusive Gemeinschaftsschule bis zum ersten Schulabschluss», heißt es im Leitantrag des Juso-Landesvorstands für die Landeskonferenz der Jungsozialisten am kommenden Wochenende in Aachen. Zuvor hatte auch die Bundessprecherin der Grünen Jugend ihrer Enttäuschung über den Kompromiss Ausdruck verliehen.