OECD-Studie 2012 – Bildungsausgaben zu niedrig

OECD sieht trotz EURO-Krise positive Entwicklung des Arbeitsmarktes in Deutschland und betont die Wichtigkeit des lebenslangen Lernens.

Betrachtet man die Arbeitsmarktentwicklung seit dem Beginn der Eurokrise, dann zeigt sich immer mehr, dass es in der Wirtschaft an gut ausgebildeten Fachleuten fehlt. So müssten wohl viele Arbeitslose nicht zu Hause sitzen, wenn sie eine Ausbildung zum Fachmann in einem wirtschaftlichen Bereich hätten. Es werden immer wieder ausländische Fachkräfte bevorzugt und eine große Anzahl der Arbeitnehmer rutscht von gutbezahlten Vollzeitjobs in schlechtbezahlte Mini- und Aushilfsjobs ab.
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Die OECD, Organisation for Economic Co-operation and Development, mit Sitz in Paris, hat in ihrer letzten Untersuchung festgestellt, was die Industrie und die Politik auch wissen sollte, dass nur gut ausgebildete Fachkräfte in Krisenzeiten wirklich eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben. Natürlich zählt auch immer noch das berühmte Vitamin B, aber die Anzahl schlechter Chirurgen, die nur dank einem Vater der Chefarzt ist, wirklich als Arzt arbeiten dürfen, ist doch sehr gering. Wer die Entwicklung des Arbeitsmarktes sieht, dem fällt auch auf, dass immer mehr Spezialisten gesucht werden, denn je mehr Arbeitsvorgänge automatisiert werden und die Elektronik in alle Arbeitsbereiche einzieht, umso mehr brauchen die Arbeitgeber ständig bessere Arbeitskräfte, die wirklich auch komplizierteste Arbeitsvorgänge pünktlich und korrekt erledigen können.

So hat die OECD in der letzten Ausgabe ihrer Publikation Bildung auf einen Blick dargelegt, dass trotz Krise von 2008 bis 2010 die Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt sich durchaus als positiv darstellt, im Vergleich zu vielen anderen Ländern der Welt. Ging die Arbeitslosenzahl in diesen Jahren für alle Bildungsniveaus um einige Prozentpunkte in die Höhe, so kann sich Deutschland doch über bessere Zahlen freuen. Zwar stieg die Anzahl der Geringqualifizierten auf 12,5 %, wo am Anfang nur 8,8 Prozent arbeitslos waren, aber schon Schüler mit mittlerer Reife haben bessere Chancen, denn statt 2008 16,5 % sind nur noch 15,9 Prozent arbeitslos. Abiturienten unterliegen dem selben Trend, denn auch ihr Anteil ist von 7,2 auf 6,9 Prozent gesunken und selbst Studenten, die ihr Studium abgeschlossen haben, konnten sich dieser Entwicklung anschließen und ihren Prozentsatz von 3,3 auf 3,1 Prozent senken. Ein klares Zeichen für alle Familien in Deutschland, dass Kinder unbedingt gefördert werden müssen und das auch sichtbare Mängel der Schulen in der Familie ausgeglichen werden müssen. So lässt Barbara Ischinger die Leiterin des OECD-Bildungsdirektorats auch keinen Zweifel daran, dass der Wohlstand eines Menschen eng verknüpft ist mit seiner Bildung und der daraus entstandenen Beschäftigung.

Kamen in den letzten Jahren auch immer wieder Diskussion über die Heranziehung ausländischer Fachleute, zum Beispiel aus Indien, an die Öffentlichkeit, so sollte der Trend aber stets ganz eindeutig sein, dass junge Leute mehr dazu geschult werden, dass sie einen höheren Bildungsstand als die Eltern haben. Deutschland muss in den nächsten Jahren eine größeren Anreiz schaffen, dass die sogenannte Bildungsmobilität sich erhöht. So haben nur 20 % der Beschäftigten zwischen 25 und 34 eine höhere Bildung als die Eltern und 22 % haben sogar nur einen geringeren Bildungsstand erreicht. Dies liegt erheblich unter dem allgemeinen OECD-Vergleich, denn hier erreichen 37 Prozent dieser Altersgruppe einen höheren Bildungsstand und nur 13 Prozent liegen unter dem Bildungsstand der Eltern. Die OECD sieht für die Zukunft für Deutschland einen großen Anreiz, sich verstärkt um die Bildung der Jugend und Kinder zu bemühen, damit sich eine positive Bildungsmobilität ergeben kann. Auch wenn das allgemeine Bildungsniveau anderer Länder schon früher geringer war, so muss sich Deutschland in allen Bildungsbereichen mehr anstrengen, damit die Wirtschaft nicht aufgrund zu geringer Bildung der Arbeitnehmer in Deutschland in der Zukunft seinen führenden Platz verliert.

Jetzt geht der Blick der OECD natürlich immer auf die Bildungsausgaben und hat auch die Krise keine Auswirkungen auf die Höhe dieser Ausgaben gehabt, so muss Deutschland doch hierbei noch tiefer in die Tasche greifen, denn die Bildungsausgaben liegen immer noch unterhalb des Durchschnitts der OECD Länder. So wurden die Ausgaben berechnet pro Student oder Schüler und das anteilig gesehen zu den öffentlichen Gesamtausgaben und dem Bruttoinlandsprodukt. So müssen schon die Bildungsausgaben erheblich gesteigert werden und deshalb fließen schon heute 0,6 % des BIP in die frühkindliche Bildung, 2,1 Prozent in die elementare Bildung und 2,1 Prozent in die Bildung bis zum Abitur. Studentische Bildung erhält einen Anteil von 1,1 Prozent des BIP, doch alle Prozentsätze liegen unterhalb des OECD Durchschnitts. Im krassen Gegensatz dazu liegen aber die Gehälter der Lehrer und hierbei liegen deutsche Lehrer weit über dem internationalen Durchschnitt. Und auch im Gegensatz zu den anderen Ländern der OECD Untersuchung gibt es hier kein großes Verdienstgefälle. Allerdings zählt die deutsche Lehrerschaft zu den ältesten im OECD Durchschnitt und so gibt es in fast allen Bereichen des deutschen Schulsystems einen Anteil von um die 50 % der Lehrer, die schon älter als 50 Jahre sind.

Der Trend auf dem Arbeitsmarkt kann in Deutschland also nur lauten, dass man niemals genug Bildung erreicht hat. Denn wer heute glaubt, er habe den bestmöglichen Bildungsstand erreicht, dem zeigen schon die rasanten Entwicklungen neuer Technologien im Arbeitsbereich bald auf, dass die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt keine Rücksicht auf Bildungsunwillige nimmt. Hatten in der Vergangenheit die Menschen mit dem Erlernen eines Berufes die Aussicht auf lebenslange Arbeit, so ist diese Entwicklung endgültig passee und das Sammeln neuer Fähigkeiten ist eine lebenslange Aufgabe.