Sachsens größter Agrarschule droht das Aus

Sie blickt auf eine 62 Jahre alte Tradition zurück – doch nun ist Sachsens größte Agrarschule in Dresden von der Schließung bedroht.

Die Landeshauptstadt erwägt seit geraumer Zeit, das Schulzentrum in Altroßthal mit mehreren hundert angehenden Land-, Tier-, Pferdewirten und Gymnasiasten dicht zu machen. Doch die positiven Bevölkerungsprognosen für Elbflorenz und der wachsende Protest von Landwirten und Schülern könnten die Pläne doch noch durchkreuzen.

480 Lehrlinge und Gymnasiasten mit Spezialisierung auf Landwirtschaft und Biotechnologie werden laut Schulleiter Herwig Bittner am Standort ausgebildet, der an der Stadtgrenze in dörflicher Atmosphäre idyllisch gelegen ist. Seit einigen Jahren kämpfe das Schulzentrum mit sinkenden Schülerzahlen, erklärt Bittner. An einigen Schulgebäuden gebe es zudem Sanierungsbedarf. Deshalb sei der Standort gefährdet.

Bildung kann man nicht in Geld und Zahlen ausdrücken

Gegen eine Schließung sprechen aus Sicht Bittners dennoch mehrere Gründe. Bildung kann man nicht in Geld und Zahlen ausdrücken, sagt der 58-Jährige. Wenn der Standort aufgegeben werde, verliere Sachsen eine lang gewachsene Tradition mit hoher Lehrkompetenz. Und was zerschlagen ist, ist zerschlagen, warnt der 58-jährige Schulleiter.

Laut dem aktuellen Entwurf zur Schulnetzplanung will die Stadt den Standort im Juli schließen. So wird beispielsweise die Berufsausbildung zum Tier-, Land- und Pferdewirt für verzichtbar gehalten, weil die Dresdner Wirtschaft Schwerpunkte und Alleinstellungsmerkmale in anderen Berufsfeldern besitzt, wie es in dem Plan heißt. Dass in Dresden die landesweit einzige theoretische Ausbildung zum Pferdewirt betroffen wäre, stört offenbar nicht. Die Gymnasiasten sollen möglichst in Pirna oder Meißen weiter unterrichtet werden.

Der sächsische Bauernverband und Schüler wehren sich nun gegen die Pläne. Bei einer Verlagerung an andere Fachschulen werde die Ausbildung unattraktiver, was sich die Landwirtschaft wegen des wachsenden Fachkräftemangels nicht leisten könne, befürchtet der Vize-Geschäftsführer des Bauernverbandes, Manfred Uhlemann. Rund 200 Betriebe schickten ihre Lehrlinge nach Altroßthal.

Die Ausbildung hier ist super

Und der Auszubildende Martin Bohnwagner, der einmal Pferdewirt werden will, kann sich einen Standortwechsel nicht vorstellen. Die Ausbildung hier ist super und die nächste Fachschule weit weg, sagt der 16-Jährige. Die anderen Fachschulen befinden sich in Freiberg, Rochlitz, Reichenbach, Wurzen und Löbau.

Weite Wege stünden den Auszubildenden bevor, die die Anfahrtskosten zumeist aus der eigenen Tasche bezahlen müssten, gibt auch Schulleiter Bittner zu bedenken. Die Ausbildung zum Pferdewirt müsste gar neu organisiert werden. Bittner fordert daher ein tragfähiges Konzept, dass das Überleben der Schule für die nächsten fünf bis zehn Jahren sichert. Ähnlich sieht das auch der Bauernverband, wie Uhlemann sagt.

Einen Rettungsanker könnte allerdings die steigende Bevölkerungszahl Dresdens bieten. Die Bevölkerungsprognose werde in den Entwurf des Schulnetzplanes derzeit neu eingearbeitet und könne noch Auswirkung auf die Entscheidung haben, sagte eine Stadtsprecherin. Derzeit leben in Dresden rund 520.000 Menschen, 2025 sollen es mehr als 550.000 sein. Das Schulzentrum wirft die Flinte noch nichts in Korn. Für den 3. März ist ein Tag der offenen Tür geplant, an dem das Zentrum für sich werben will.