Schultheater mit der Bildungsministerin – Doris Ahnen verteidigt ihre Schulpolitik – Erneut Kritik von Lehrergewerkschaften

Die Aufregung unter den Drittklässlern ist groß, als die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen die Turnhalle der Theodor-Heuss-Grundschule in Mainz-Hechtsheim betritt.

Besonders die Kameras, die die SPD-Politikerin bei ihrem Besuch am ersten Schultag begleiten, sorgen für Trubel unter den Schülern, die in Bienen-, Hasen- und Mäusekostümen auf der Bühne stehen.

Der Grund für die Verkleidungen ist der Schulbeginn für 104 Erstklässler, die am Dienstag in Mainz-Hechtsheim in ihr Schulleben starten. Mit einem Theaterstück wollen die Drittklässler die ABC-Schützen begrüßen. Die Generalprobe des Stücks «Nils lernt lesen» lässt sich Ahnen nicht entgehen.

Die Bildungsministerin, die während eines Liedes selbst zum Notenblatt greift, nimmt diese Theaterprobe zum Anlass, um auf das bildungspolitische Sommertheater der vergangenen Wochen zu reagieren. Die Schulen seien gut vorbereitet, wiederholt sie. Damit wehrt sich die Sozialdemokratin gegen Oppositionskritik, wonach der neu geschaffene Vertretungspool mit 200 Planstellen zu klein sei.
Wenn sich das Instrument, mit dem längere Lehrerausfälle aufgefangen werden sollen, bewähre, könnte es auch eine Aufstockung der Ressourcen geben.

Versorgungspobleme an Berufsschulen

Auch dass wegen der angespannten Vertretungssituation in diesem Schuljahr viel Unterricht ausfallen könnte, ist für Ahnen nicht zu erkennen. Sie gibt sich betont gelassen. Die Zahl der abgeschlossenen Vertretungsverträge sei mit 2.208 ähnlich hoch wie zum Vorjahreszeitpunkt. Die Zahl lilege um rund 200 niedriger. Eine Flucht junger Pädagogen in andere Bundesländer gibt es laut Ahnen ebenfalls nicht. CDU und Lehrergewerkschaften hatten bemängelten, dass viele Lehrer aufgrund der lange unklaren Vertragssituation in andere Länder abgewandert seien. «Wir haben eines der jüngsten Kollegien in ganz Deutschland», versichert Ahnen.

Allerdings räumt sie ein, dass es regional – insbesondere außerhalb der großen Städte – zu wenige Lehrkräften geben könnte.
Zudem sei vor allem an den Berufsschulen die Lehrersituation schwierig.

Maximalgröße der ersten Klassen sinkt

Die Leiterin der Theodor-Heuss-Grundschule, Sonja Grollius, freut sich vor allem über eine Maßnahme, die in diesem Schuljahr erstmals
greift: Die Größe der ersten Klassen sinkt von 28 auf 24 Schüler.
«Das verschafft uns bei der individuellen Förderung von Schülern einen Vorteil gegenüber den vorherigen Jahrgängen.» So kann Grollius nun mit fünf statt wie bisher mit vier ersten Klassen planen.

Die Gewerkschaften geben sich dennoch weiter skeptisch. Der Verband Bildung und Erziehung warnt, dass an manchen Schulen bis zu
15 Prozent der Stunden entfallen könnten. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft wirft Ahnen «Schönfärberei» vor. Das Theater in der Landespolitik dürfte somit weiter gehen, auch wenn das Stück zur Begrüßung der Erstklässler an der Theodor-Heuss-Grundschule längst über die Bühne gegangen ist.