SPD will Inklusion an Bayerns Schulen bis 2020 ermöglichen

Der gemeinsame Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Kindern soll nach den Vorstellungen der SPD-Landtagsfraktion im Jahr 2020 an allen allgemeinen Schulen im Freistaat möglich sein.

Der Schlüssel der Inklusion liegt in dem Fit-Machen der allgemeinen Schule, sagte SPD-Bildungsexperte Martin Güll am Donnerstag in München. Das Kultusministerum kritisierte die eindimensionale Forderung nach einer Zusammenführung von allgemeiner Pädagogik und Sonderpädagogik.

Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) betonte: Die gemeinsame Initiative aller Landtagsparteien zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention sei ihm ein besonderes Anliegen. Die Konvention war in Deutschland vor knapp drei Jahren in Kraft getreten. Demnach haben alle Kinder das Recht auf gemeinsamen Unterricht in einer allgemeinen Schule. Im vergangenen Sommer war in Bayern diesbezüglich erste Gesetzesänderungen in Kraft getreten.

Spaenle kritisierte, die SPD stelle nun den gemeinsamen Beschluss aller Parteien infrage. Die Schulen aber bräuchten Zeit und Ruhe für die schrittweise Umsetzung der Inklusion. Dem Minister ist zugleich klar, dass es ohne zusätzliches Personal nicht gehe. Im nächsten Schuljahr würden zusätzlich 100 Stellen zur Verfügung stehen, weitere 250 Stellen für Lehrkräfte für Sonderpädagogik seien im Nachtragshaushalt vorgesehen.

Lehrer-Teams in den Klassen

Die Grünen hingegen bezeichneten die gemeinsam auf den Weg gebrachten Maßnahmen als erste Schritte. Güll forderte einen Paradigmenwechsel. Die Schule müsse sich auf das Kind einstellen und nicht wie bislang umgekehrt.

Dazu muss es nach Ansicht der SPD fortlaufend verpflichtende Fortbildungsangebote für Lehrer geben. Die Sonderpädagogik müsse an den Hochschulen stärker in die Lehrerausbildung einfließen. Zudem sollten betroffene Klassen von Teams aus mindestens zwei Pädagogen gleichzeitig unterrichtet werden. Dazu sei deutlich mehr Personal nötig.

Die bestehenden sonderpädagogischen Förderzentren sollen nach den Vorstellungen der SPD zu inklusiven Schulen oder Kompetenzzentren ausgebaut werden. Hier werde kein Stein auf dem anderen bleiben. Der Bedarf entscheide am Ende, im welchem Umfang sie am Markt bleiben. Aber ohne die Kompetenz von Förderschullehrern wird Inklusion nicht möglich sein, betonte Güll.

Steigender sonderpädagogischer Förderbedarf

Die SPD fordert zugleich, der Freistaat müsse die Kommunen bei den Kosten für die Umsetzung unterstützen. Eine deutliche Mehrbelastung müsse sich in einem Sonderprogramm widerspiegeln, stellte Güll klar. Das Thema Inklusion werde Jahr für Jahr Fahrt aufnehmen. Immer mehr Eltern wollten ihr behindertes Kind an eine allgemeine Schule schicken.

Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV) forderte mindestens 1.000 zusätzliche Lehrerstellen. BLLV-Präsident Klaus Wenzel betonte: Inklusion lässt sich nicht kostenneutral umsetzen. Wer sie an den Schulen voranbringen wolle, müsse auch die Rahmenbedingungen bereitstellen. Größtes Problem sei nach wie vor der personelle Notstand. Die Zahl der Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf habe sich deutlich vergrößert und auch der Umfang des Förderbedarfs nehme zu. Laut SPD besuchen aktuell rund fünf Prozent der bayerischen Schüler eine Förderschule. Dies sind rund 74.000.