Angewandte Philosophie: Werte diskutieren

Duisburg/Essen (dpa/tmn) – Philosophie, das klingt nach Antike, nach alten Männern, die etwas weltfremde Weisheiten von sich geben. Dabei sind Philosophen auch heute oft gefragt – und zwar immer dann, wenn es grundlegend wird.

Dürfen Forscher zum Beispiel Embryonen benutzen, um Stammzellen zu gewinnen? Sind Klon-Experimente wie beim Schaf «Dolly» ein Fortschritt oder einfach nur abwegig? Antworten auf solche Fragen suchen Studenten in dem Fach Angewandte Philosophie.

«Im Vordergrund stehen bei uns Fragen der Ethik», erklärt Vanessa Albus, Fachstudienberaterin von der Universität Duisburg-Essen. So würden etwa moralische Fragen der Medizin behandelt. «Zum Beispiel das Thema Pränataldiagnostik.» Aber auch Fragen zur alltäglichen Lebensführung stehen im Studium zur Debatte. Wie populär solche Themen aus der Philosophie heute sind, zeigen Ratgeber-Bestseller wie «Sorge Dich nicht, lebe!» von Dale Carnegie.

Studienanfänger in dem Fach müssen Spaß am Argumentieren haben, sagt Albus. Einfach drauflosphilosophieren wie die kleine Sofie in «Sofies Welt» dürfen Studenten aber nicht. Schließlich sei das Fach kein Forum für einen freien Meinungsaustausch. «Es gibt feste Regeln und Methoden, wie in der Philosophie argumentiert wird.» Deswegen müssen Studenten zu Beginn Fächer wie Logik belegen.

Absolventen sind nicht auf ein bestimmtes Berufsfeld festgelegt. «Philosophie ist kein Beruf, sondern eine Berufung», sagt Albus. Wie andere Geisteswissenschaftler müssen sie sich also nach etwas Passendem umschauen und sich entsprechend profilieren – etwa für das Personalwesen oder das Marketing. Ähnliche Studienangebote gibt es an zahlreichen Hochschulen unter dem Stichwort «Praktische Philosophie».