Kognitionswissenschaften: Erkenntnis für die Praxis

Tübingen (dpa/tmn) – Handys sind heute kleine Alleskönner – einfacher wird die Technik dadurch aber nicht. So bereitet es manchem wegen der vielen Funktionen schon Kopfzerbrechen, eine SMS auf seinem Mobiltelefon zu schreiben.

Warum das so ist und wie man es besser machen könnte, lernen Studenten in der Kognitionswissenschaft. Das ist aber nur ein Einsatzgebiet von vielen des Fachs. Denn auch in anderen Lebensbereichen gibt es noch viele Rätsel darüber, was sich in gewissen Situationen im Kopf abspielt. Und bis alle diese Rätsel gelöst sind, ist noch viel Forschungsarbeit nötig.

Im Studium geht es darum, Mechanismen der Wahrnehmung zu verstehen und sie sich zum Beispiel bei der Entwicklung von Technik zunutze zu machen. «Wir analysieren also kognitive Prozesse und fragen uns dann: Wie können wir das modellhaft simulieren?», erläutert Prof. Rolf Ulrich von der Universität Tübingen, die das Fach anbietet. Die Erkenntnisse daraus spielten in der Praxis unter anderem eine wichtige Rolle, wenn es um die Benutzerfreundlichkeit von Unterhaltungselektronik geht. «Wie müssen die Tasten eines Handys angebracht sein, damit es sich leicht bedienen lässt?» nennt Ulrich ein Beispiel für eine Forschungsfrage.

Da das Fach interdisziplinär angelegt ist, steht für Studenten jede Menge Stoff auf dem Lehrplan: Von Informatik über Neurobiologie bis zur Linguistik reicht das Spektrum. Außerdem beschäftigen sich die Hochschüler mit Philosophie und Psychologie.

Absolventen können später in der Forschung arbeiten, oder sie sind in Entwicklungsabteilungen von Technikfirmen tätig. Dort tüfteln sie zum Beispiel an innovativen Systemen für Autos, die Fußgänger automatisch erkennen oder dem Fahrer ein Warnsignal geben, wenn er offenbar übermüdet ist. Außerdem gibt es Arbeit für sie im Marketing, wenn es etwa darum geht, Kunden nach dem Einkauf in einem Onlineshop Produkte anzuzeigen, die ihnen auch gefallen könnten. Studieren lässt sich das Fach außer in Tübingen in Freiburg, Duisburg und Osnabrück sowie in ähnlicher Form in München, Magdeburg und Chemnitz.