Neuer Test zur Auswahl von Medizinstudenten

Hamburg (dpa) – Mit einem neuen Test will das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) die Abbrecherquote bei Medizinstudenten senken. Die medizinische Fakultät des UKE setzte nun erstmals sogenannte multiple Mini-Interviews ein.

Mit diesem Verfahren wird ein Teil der Studienbewerber ausgewählt. In zwölf Situationen werden sie je fünf Minuten auf ihre kommunikativen und psychosozialen Fähigkeiten geprüft, wie Dekan Prof. Uwe Koch-Gromus sagte. Dabei geht es etwa um Einfühlungsvermögen und Respekt sowie den Umgang mit Stress. Ein guter Arzt brauche sehr gute psychosoziale und naturwissenschaftliche Kenntnisse, betonte Koch-Gromus. Derzeit brächen etwa 15 Prozent der angehenden Mediziner ihr Studium ab.

75 Studenten wurden in den Kurzinterviews getestet, etwa 25 von ihnen erhalten – kombiniert mit ihrer Abiturnote – einen Studienplatz für Medizin. Wer die weiteren Plätze bekommt, hängt entweder nur von der Abiturnote oder von einer Kombination aus Abinote und dem Ergebnis eines naturwissenschaftlichen Tests («HAM-Nat») ab. Die Fakultät vergibt insgesamt etwa 200 Studienplätze, wie der Biochemie- Professor Wolfgang Hampe sagte. In den kommenden Jahren will das UKE untersuchen, mit welchem Verfahren die beste Vorauswahl getroffen wird. Die Zahl der Bewerber ist Koch-Gromus zufolge deutlich höher als die Zahl der Studienplätze: «Die Relation liegt etwa bei 1:6.»

Die Universitäten könnten seit sieben Jahren 60 Prozent der angehenden Mediziner selbst aussuchen, sagte Koch-Gromus. Die restlichen 40 Prozent der Plätze weist die Zentralstelle für die Vergabe von Studienplätzen (ZVS) zu. Viele Hochschulen hätten ihre Studienplätze aber dennoch weiter von der ZVS verteilen lassen. An manchen Universitäten in Süddeutschland habe es auch ein «Comeback» des Medizinertests gegeben, der bereits vor etwa 15 Jahren entwickelt worden sei, berichtete der Dekan. Der Test sei für die Studienprognose aber «nur etwas besser» als die Abiturnote.

Nach dem Vorbild Kanadas habe die Fakultät daher «mit erheblichem Aufwand» das neuartige Verfahren entwickelt, sagte Hampe. Am Dienstag waren im UKE insgesamt 24 Stationen für die Bewerber aufgebaut. Jede Station war mit zwei Juroren besetzt sowie mit Schauspielern, die Patienten darstellen. So mussten die Bewerber etwa einem geistig behinderten Mann den Unterschied zwischen einer digitalen und einer analogen Uhr erklären. Oder sie wurden vor ein «ethisches Dilemma» gestellt: Sie sollten argumentieren, ob ein Arzt, der nicht an Homöopathie glaubt, trotzdem homöopathische Mittel verschreiben darf.

Damit es keine rechtlichen Probleme gibt und Anwälte versuchen, Studienplätze einklagen, durften sich die Bewerber aussuchen, ob sie in den Interviews getestet werden wollen. Rund 200 Interessierte hätten sich gemeldet, 75 von ihnen mit dem besten Notenschnitt seien genommen worden. «Und mindestens sechs oder sieben Rechtsberater haben das Verfahren geprüft», sagte Koch-Gromus.