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Ratgeber Beruf & Karriere

Kontakte knüpfen, Netzwerke ausbauen – ohne Vitamin B läuft im Berufsleben oft wenig. Doch wer sind die Leute, die man treffen muss, um den eigenen Zielen näherzukommen?

Und wie stellt man eine Verbindung zu ihnen her? Wichtige Kontakte – das sind vor allem Personen, die schon geschafft haben, was man selbst noch erreichen will, sagt Coach Monika Scheddin aus München.

Auch ihr Kollege Bernd Görner aus Mannheim empfiehlt, sich zunächst an Vorbildern zu orientieren. “Man kann mal recherchieren, wie die es gemacht haben. So kann man sich selbst weiterentwickeln”, sagt er. Interessante Menschen sind schnell gefunden – doch wie kommt man an sie heran? “Das ist tatsächlich leichter, als man sich das vorstellt”, sagt Monika Scheddin. “Ich stelle mich höflich vor und zeige, dass ich an der Arbeit des anderen interessiert bin.” Man könne zum Beispiel den Gesprächspartner auf dessen neueste Veröffentlichung ansprechen. “Oder ich sage einfach: ‘Ich finde es hochinteressant, was Sie machen. Ich bin gerade in der Stadt und würde Sie gerne zum Mittagessen einladen.’ Wenn man das nett und deutlich formuliert, lehnt kaum einer ab”, sagt die Kommunikationsexpertin.

Ob der erste Kontakt direkt, telefonisch oder per E-Mail erfolgt, ist geschmacks- und situationsabhängig. “Ich mag persönliche Begegnungen, da kommt die menschliche Komponente viel mehr zum Tragen”, sagt Bernd Görner. Gute Anlässe bieten etwa informelle Treffen und Fachveranstaltungen.

Das Menschliche kommt zuerst

Geduld und Fingerspitzengefühl sind bei der ersten Kontaktaufnahme verlangt. “Es geht erst einmal darum, einen menschlichen Kontakt aufzubauen, und dann erst geht es ins Fachliche. Da sollte man nicht alles auf einmal wollen”, sagt der Coach. Menschen wollten nicht nur aufgrund ihrer beruflichen Leistung, sondern auch als Personen wahrgenommen und wertgeschätzt werden, ergänzt Monika Scheddin. “Es geht darum, gegenseitige Sympathie zu entwickeln, und vielleicht ergibt sich eines Tages eine Zusammenarbeit”, sagt sie.

Wer sich um ein Treffen bemüht, ist nicht nur Bittsteller, sondern bietet auch etwas – und sei es nur das gute Gefühl der Anerkennung. Das sollte man nicht unterschätzen, sagen beide Experten. “Interessant sind wir immer dann, wenn wir interessiert sind”, bekräftigt Monika Scheddin. Die Angst, sich anzubiedern, sei in Deutschland weitverbreitet – zu Unrecht, sagt sie. “Viele Menschen denken: Wenn ich Komplimente mache, wenn ich Feedback gebe, dann könnte mein Gegenüber denken, dass ich schleime. Ich finde, mit dem Risiko kann man gut leben.” Auch Bernd Görner ist der Ansicht, dass aufrichtige Worte am besten ankommen: “Wenn ich meine Begeisterung ehrlich ausdrücke, dann ist es wahrscheinlich, dass der andere darauf anspringt. Ein ehrlicher Ansatz ist viel überzeugender als ein strategischer.”

Beim Gespräch komme es auch darauf an, gut zuzuhören. “Ziel ist, immer wieder zu den gemeinsamen Verbindungspunkten zu kommen”, sagt Görner. Möglichst viel Fachwissen zu demonstrieren, sei unangebracht, erläutert Monika Scheddin. “Das ist ein typischer Fehler beim Netzwerken – es geht nicht darum, sich als Schlauberger zu positionieren.” Ihre Faustformel für gelungenen Small Talk: “Gemeinsamkeiten herausfinden und zum Thema machen, Trennendes ignorieren.”

Immer wieder andocken

Schließlich gilt es, den Kontakt zu verstetigen. Schon beim ersten Treffen ließen sich Anlässe dazu schaffen, sagt Bernd Görner. “Ich kann zum Beispiel verabreden, dass man sich gegenseitig Informationen zukommen lässt. So schafft man Verbindlichkeit.” Wichtig sei, sich den Ball gegenseitig zuzuspielen, sagt Monika Scheddin. “Idealerweise ist es so, dass ich mal Anlässe gebe und mal Anlässe wahrnehme.” Eine Einladung zum Stammtisch, ein Newsletter, Fotos von der letzten Veranstaltung oder ein persönlicher Geburtstagsgruß bieten anderen die Gelegenheit, “anzudocken”.

Nicht jeder Kontakt müsse monatlich gepflegt werden, sagt Monika Scheddin. Nur sollte man nicht versäumen, Rückmeldung zu geben. “Und sei es nur eine kurze Mail, dass man sich über das letzte Treffen gefreut hat. Das freut auch den anderen, und dann läuft es wie ein Perpetuum Mobile.”